Iguana – Translational Symmetry

Alle heiligen Zeiten tauchen Iguana wieder auf, um mit ihrem Sound gleichermaßen zu verzücken und zu verwirren. Das zwischen Chemnitz und Erfurt angesiedelte Quartett setzte vor sieben Jahren mit „Get The City Love You“ packend schräge Stoner-Visionen frei, zwischenzeitlich winkte das komplexe „Cult Of Helios“ vorbei. Ihre Stoner-Gitarren will die Band nach wie vor nicht wegpacken, lebt nun allerdings das Faible für Fuzz und Psychedelic, ja sogar für verkappten Krautrock stärker aus denn je. „Translational Symmetry“ wirft einen Blick auf die Tristesse der Gegenwart und erkennt, dass sich stupider Wahnsinn ohne große Veränderung wiederholt.
Angenehmerweise halten Iguana selbst herzlich wenig von Wiederholung und wirken von der ersten Sekunde an frisch, spielfreudig, bestens aufgelegt. Der Quasi-Titelsong „Time Translational Symmetry“ findet immer wieder zu relativ simplen, bekömmlichen Riff-Motiven zurück, lässt rundherum dafür gekonnte Lässigkeit, frischen Gaze- und Psych-Charme springen. „Below The Hinterlands“ geht direkter nach vorne und gibt seiner hibbeligen Gitarre viel Raum. Der rhythmische Dynamo befindet sich im Dauerbetrieb, für die Band geht es nur nach vorne, ohne jedoch Hast zu bemühen. Mit diesem frontalen und dennoch verhaltenen Ansatz macht das Quartett alles richtig.
Gelegentlich schlagen die Herren über die Stränge. Muss ein gen Neun-Minuten-Marke schielendes Monstrum wie „Rites Of Passage“ wirklich sein? Ja, und wie! Das instrumentale Kleinod bringt die Psych- und Kraut-Bemühungen der Band auf den Punkt und breitet seine kuriosen Schwingen immer wieder von Neuem aud. Aber auch klassische Stoner-Riffs haben sich wieder eingeschlichen, beispielsweise im semi-verkopften „Repeating Odd Dream“, dem muskulösen „The Fish Code“ oder dem furiosen „Hear The Kid Out“. Elektronische Spielereien und unerwartete Umleitungen spielen gekonnt mit den Erwartungen.
Motorpsycho treffen Toy auf diesem neuen Longplayer. Die Metamorphose der Gesellen Iguana setzt sich fort und legt ein prächtiges Meisterstück frei. Von den anfänglichen, Stoner-lastigeren Sounds bleiben überwiegend Erinnerungen, stattdessen schlägt die Experimentierfreude nun endgültig über die Stränge. „Translational Symmetry“ gibt sich bockig und doch harmonisch, lässt etablierte Strukturen wachsen und gedeihen, und rockt mit noch überwältigenderem Anspruch. Zwischen Psych, Fuzz, Kraut und ein wenig Prog ergibt sich ein packender Leckerbissen, der förmlich nach guten Kopfhörern schreit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 15.11.2019
Erhältlich über: Tonzonen Records (H’ART)
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