The Wood Brothers – Kingdom In My Mind

The Wood Brothers
(c) Alysse Gafkjen

Mittlerweile sind The Wood Brothers eine Folk- und Americana-Institution. Ihr letztes Album „One Drop Of Truth“ landete auf Platz 1 der Billboard Heatseekers Charts und brachte dem Trio um die Brüder Oliver und Chris Wood sowie Jano Rix sogar ihre erste Grammy-Nominierung ein. Anstatt mit einem bewussten Plan ins Studio zu gehen, jammte man erst einmal drauflos. Die Sessions entwickelten eine spontane, leidenschaftliche Magie, und so entschloss man sich dazu, das entstandende Material auf einzelne Songs herunterzubrechen. „Kingdom In My Mind“ befasst sich nun mit dem Suchen und Finden gedanklicher Refugien als Rückzugsorte zwischen Licht und Schatten.

Den großen musikalischen Bogen dieser Platte bringen bereits die ersten beiden Songs auf den Punkt. Zunächst gibt sich „Alabaster“ jazzig, bluesig und leicht verrucht. Eine schwer zu greifende Coolness umweht den Opener, von weit offener Instrumentierung und leidenschaftlichen Chören getragen – es fällt schwer, ruhig sitzen zu bleiben. „Little Bit Sweet“ wirkt eine Spur verspielter und fröhlicher, packt den klassischen Folk-Sound in weit offene Instrumentierung und dezente Pop-Untertöne. Die Wood Brothers wagen den Crossover in unwiderstehlicher Art.

Es bleibt bunt und auch ein bisschen schräg. In „A Dream’s A Dream“ kollidieren typische Americana-Entwürfe mit pumpendem Blues Rock, der immer weiter abhebt. „The One I Love“ flirtet hingegen mit Reduktion und lässt sogar eine ganz feine Prise Country zu – perfekt zum Mitwippen, bevor „Satisfied“ ein wenig Delta-Charme, semi-balladeske Gefühlswelten und verschmitzte Songbook-Exkurse einbringt. Schließich entpuppt sich „Jitterbug Love“ als lupenreiner Americana-Folk-Rocker – traditionell, eingängig und mit einer feinen Prise Gospel im Abgang.

Tatsächlich wachsen The Wood Brothers musikalisch erneut über sich hinaus. „Kingdom In My Mind“ ist noch eine Spur bunter als sein Vorgänger, versprüht beste Unterhaltung, packende Spielfreude und die Lust an Experimenten. Einigen Songs ist der ursprüngliche Jam-Charakter noch anzuhören, was allerdings kein Fehler sein soll. Im Gegenteil: Tanzbarkeit, brachliegende Emotionen und eine Prise Pop-Appeal lassen das Folk-Americana-Blues-Gebräu weiter wachsen. Nach diesem Powerhouse sollten dem Trio auch die letzten Türen offen stehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.01.2020
Erhältlich über: Honey Jar Records / Thirty Tigers (Membran)

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