Spectres – Nostalgia
Während der Frühling ins Land zieht, kehrt karge Finsternis zurück. Über drei Alben tankten sich Spectres durch den überwiegend kanadischen Untergrund und galten lange Zeit als Post-Punk- und Death-Rock-Geheimtipp. Nach dem Re-Release ihrer bisherigen Platten über Artoffact, die neue Label-Heimat, versucht sich das Quintett aus Vancouver nun am großen Wurf. Ihr „Nostalgia“ wagen den Deep Dive zu den Wurzeln des Genres in den 1980er Jahren und flirtet kräftig mit bekömmlichem Fatalismus.
Die zunächst angenehm warmen, dann zunehmend zittrigen Gitarren des Openers „The Head And The Heart“ arbeiten sich in aller Gemächlichkeit voran. Sänger und Bandgründer Brian Gustavson thront mit seinen beschwörenden, dennoch leichtfüßigen Vocals über dem Geschehen, der Song fließt brav vor sich hin. Erst gegen Ende wird es eine Spur lauter und kantiger. Die höheren Register von „Dreams“ kommen gut. Crass und Killing Joke schwingen mit, ebenso die Intensität von Timelost. Dieses erste Vordringen in poppig angehauchte Gefilde macht Laune.
An siebter Stelle lauert schließlich der Hit dieses Albums. „The Call“ lässt sich ordenlich Zeit, um auf den Punkt zu kommen, der federnde und dennoch hymnisch angehauchte Chorus mit einer gesunden Portion Echo And The Bunnymen beißt sich dafür sofort fest. Feinste Widerhäkchen, eine beißende Melodie und die Leichtigkeit des Untergangs packen zu. Vergleichsweise bissige, treibende Alternativen – darunter das angenehm angepunkte „Pictures From Occupied Europe“ und das hektische, an Beastmilk erinnernde „Insurgence“ – unterstreichen die Vielfalt dieser Platte.
Jeder Song ein Treffer, dazu ein paar zunächst unscheinbare, dann gekonnt aufblühende Überflieger: Spectres setzen ihren Weg auf „Nostalgia“ fort und wirken einen Tacken lebhafter, energischer, vielschichtiger. Post Punk und Death Rock bilden weiterhin das musikalische Rückgrat, nunmehr etwas dynamischer inszeniert. Gerade „The Call“ zeigt den Reifeprozess der Kanadier, hat Crossover-Potenzial und bewegt sich dennoch souverän in seinem eigenen Korsett. Der Albumtitel passt natürlich zu den 80s-Referenzen, und doch blickt das Quintett stets nach vorne – ein weiterer Düster-Leckerbissen, der einfach nicht loslässt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 13.03.2020
Erhältlich über: Artoffact Records (Cargo Records)
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