Cadet Carter – Perceptions

Cadet Carter
(c) Bastian Scholl

Hallo, schweres zweites Album, we meet again. Über die komplexe, durchaus psychologisch verankerte Welt der Follow-up-Aufnahme wurde viel geschrieben. Cadet Carter ließen sich davon aber erst einmal wenig beeindrucken. Zwar wurde das eponyme Debüt der Münchner gut aufgenommen, Druck von außen ließ man jedoch nicht aufkommen. Die eigene Erwartungshaltung war ein eigenes Thema, und so wurde an vielen Ideen gearbeitet und kräftig aussortiert, bis die neue Platte stand. „Perceptions“ setzt den Indie-Emo-Alternative-Punk-Rock-Weg nun sympathisch fort.

„A Bad Few Weeks“ brachte letztlich den Stein ins Rollen. Cadet Carter hatten nicht nur den Sound, sondern auch das Thema ihres neuen Albums gefunden – der Unterschied zwischen eigenen Vorstellungen und Wahrnehmungen sowie jenen anderer. An der musikalischen DNA hat sich auf den ersten Blick wenig verändert: Das deutsch-walisische Quartett rockt emotional und doch entspannt voran, kombiniert feine Melodien mit wenigen Ecken und Kanten. Dieses Konzept geht unter anderem in „On The Edge“ auf, ebenfalls unverschämt eingängig und auf gekonnte Weise mit doppeltem Boden versehen.

„Perceptions“ fließt angenehm, so ziemlich jeder Track gleitet förmlich in den nächsten über. Kleine Leckerbissen offenbaren sich an allen Ecken und Enden. „New Shores“ schraubt die Intensität nach oben, wirkt knackig und verhalten bissig. Dafür spielt „Windshields“ mit verkappten Punk-Ansätzen und ganz viel Gefühl. Eben jenes Gefühl rettet sich in das folgende „End / Begin“. Hier schielen Cadet Carter sogar ein wenig in Richtung Halb-Ballade und verwischen die Grenzen mit jener Begeisterung, welche durch sämtliche Poren des überlangen Rausschmeißers „We Haven’t Met“ tritt. Vom knackigen Emo-Punk-Moment bis zur hoffnungsvoll-dramatischen Hymne nimmt der Abgang alles mit.

Der innere Erwartungsdruck scheint Cadet Carter nochmals beflügelt zu haben. Ihr zweites Album wirkt in so ziemlich jeder Hinsicht knackiger, direkter und konzentrierter, ohne dabei das Feingefühl für ausladende Melodieteppiche, für bewegende Nachdenklichkeit und zarte Hoffnungsschimmer zu verlieren. „Perceptions“ bringt mehr von allem mit, hat keinen einzigen Durchhänger aufzuweisen und scheint mitten aus dem kollektiven Herzen zu sprechen – ein bärenstarkes Follow-up mit unzähligen sympathischen bis himmlischen Momenten. Da kann man sich prima fallen lassen – Cadet Carter fangen mit ihren kleinen Songperlen immer verlässlich auf.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.05.2020
Erhältlich über: Uncle M Music

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