RAC – Boy

RAC
(c) Julies Davies

Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete der damals in den USA studierende Portugiese André Allen Anjos das Remix Artist Collective, kurz: RAC. Unzählige Remixe für namhafte Künstler, darunter Kings Of Leon, Lana Del Rey, New Order, Lady Gaga und Foster The People, sollten folgen, 2017 gab es sogar einen Grammy. Nach einiger Zeit begann Anjos eigene Songs zu veröffentlichen, sein Debütalbum – nunmehr alleine auf weiter RAC-Flur – folgte 2014. Die brandneue Platte hört auf den Namen „Boy“ und bringt abermals Indie sowie Electronica zusammen.

Die Auswahl der Gastsänger kann sich sehen lassen. Einen Jamie Lidell kennt man natürlich. Sein „Change The Story“ hat alles, was man für einen entspannten Club-Banger braucht, wirkt forsch und überdreht, dennoch zurückgenommen und poppig – kunterbunt, hochgradig eingängig und etwas schräg. Phil Good nimmt sich für „Stuck On You“ hingegen komplett zurück und dockt an elektronische RnB-Klänge an. Könnte man sich prima im Radio und den Charts vorstellen, hat zudem Substanz und Herzblut.

RAC nimmt also nicht für den Club auf, sondern aus hörbarer Liebe zur Musik. „MIA“ mit Danny Dwyer ist vorwitzig und charmant, durchaus verschmitzt und lässig, während „Passion“ mit seinem kurzweiligen Electro-Pop durchaus überschäumt. Erinnerungen an Kenneth Bager oder Everything Everything kommen nicht von ungefähr. Für „Solo“ packt RAC einen durchaus kraftvollen Beat aus, nur um diesen zu verschachteln und mit Wohlfühlvocals von Gothic Tropic zu versehen – gefühlvoller wird es nur im balladesken Rausschmeißer „Better Days“ mit St. Lucia.

Jeder dieser 18 Songs – darunter einige Zwischenspiele – unterhält auf ureigene Weise. Ist das Clubmusik ohne Club oder Popmusik ohne Anbiederung? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und nimmt zudem die mittlerweile vertraute Indie-Schlagseite mit. RAC erzählt auf „Boy“ von seiner Kindheit und Jugend, vom Erwachsenwerden, von neuen Gefühlen und Erfahrungen. Tatsächlich hat dieses Album etwas von einem Tagebuch, von einem Stream of Consciousness, von einer Sammlung loser Erzählungen mit etwas Weichzeichner und Nostalgie. Auch ohne Remix-Aktivitäten bleibt das Solo-Kollektiv eine musikalische Macht mit einer angenehm packenden Platte zum Verlieben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.05.2020
Erhältlich über: Counter Records (Rough Trade)

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