Dream Wife – So When You Gonna…

Dream Wife
(c) Sarah Piantadosi

Ihr vor zwei Jahren erschienenes Debütalbum war ein Volltreffer, nun bauen Dream Wife auf dem Achtungserfolg auf. Das in London ansässige, britisch-isländische Gitarrentrio traft mit seinem punkigen und doch eingängigen Sound sowie weiblichen, queeren und non-binären Themen den Nerv der Zeit. Support-Slots für Garbage und The Kills, eigene Headliner-Slots und die Verwendung ihrer Songs in diversen Serien, unter anderem „Orange Is the New Black“, sollten folgen. Der Nachfolger „So When You Gonna…“ klingt insgesamt ein wenig eingängiger, ohne sich auch nur im Geringsten ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Dabei führt der Auftakt noch auf eine herrlich falsche Fährte: „Sports!“ zeigt, woher die ursprünglichen Vergleiche mit Sleater-Kinney und Bikini Kill kommen. Aufbrausend und scharfkantig, dabei aber verspielt und gewissermaßen eingängig – die bissige, pointierte Unruhe kommt gut und erhält im Titelsong eine gelungene Fortsetzung. Der Wunsch, einen non-binären Kuss zu erhalten, erweist sich als überraschend schwierig, von angenehm schroffen Gitarrenwänden begleitet. Natürlich darf die kleine, nicht minder kantige Schlusspointe nicht fehlen.

Rundherum geben sich Dream Wife jedoch einen ganzen Tacken poppiger, ohne dabei auch nur einen Hauch ihres Empowerment-Elan zu verlieren. „Temporary“ ist ein prächtiger, butterweicher Indie-Pop-Song mit zeitloser Hook, „RH RN“ gräbt sich tief in britische Alternative-Rock-Gefilde ein und „After The Rain“ erweist sich als großartige, pointierte Pro-Choice-Ballade. Zwischendurch setzt es ein paar vorwitzige Episoden, wie das verschmitzte und verhalten tanzbare „Hasta La Vista“ und das gekonnt flirrende, butterweiche „Old Flame“.

Jeder der elf Tracks ist für sich große Klasse und zeigt eine Band, die sich in allen Belangen mehr zutraut. Dream Wife sind aber nicht nur musikalisch unterhaltsam, sie bleiben eine wichtige Stimme im Kampf gegen Ungerechtigkeit, gegen Sexismus, Homophobie, Biphobie und Transphobie. „So When You Gonna…“ kommt zwar über weite Strecken ohne die große Dringlichkeit des Vorgängers aus, brennt sich dafür mit seinen Hooks und seinem Spielwitz erst recht ein – der nächste Volltreffer auf ganzer Linie.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.07.2020
Erhältlich über: Lucky Number Music (Rough Trade)

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