Yukon Blonde – Vindicator

Yukon Blonde
(c) Erika Saul

Stillstand? Für Yukon Blonde unvorstellbar. Mit beinahe jedem Album verändern sie ihre Sound, starteten einst als Gitarrenrock-Band und hangelten sich über Pop-Exkurse in elektronisch angehauchte Indie-Gefilde. Nun kommt alles zusammen, bloß eine Spur grooviger und Keyboard-lastiger. „Vindicator“ nennt sich die neueste Häutung des kanadischen Quintetts; die erste Platte, die komplett in Eigenregie aufgenommen und produziert wurde.

Eine gewisse Smoothness lässt sich nicht von der Hand weisen – siehe und höre das stylische „Get Precious“. Hier hält eine kräftige Portion Funk Einzug, von souligem Gitarrenpop begleitet und in seiner Verruchtheit zudem herrlich tanzbar. Das könnte man sich so oder so ähnlich von The Black Keys vorstellen, zumindest bis der frankophile Part einsetzt. „Fickle Feelings“ verbreitet ähnliche Leichtigkeit, spielt mit 80s-Cheesiness und Synthie-Schwulst. Eigentlich dürfte diese Mischung nicht funktionieren, doch sie tut es trotzdem. Das passt gewissermaßen zum aktuellen Soft-Rock-Trend, den eine deutlich jüngere Generation vorantreibt.

Während man sich noch über diese Entwicklung wundert, sind Yukon Blonde längst einige Türen weiter. Ihr „Fuck It“ tritt, konträr zum Titel, über psychedelische Bontempi-Schwellen, wo bereits das verspielte, ellenlange „Good Times“ wartet und verwirrt. Die Kanadier kokettieren mit poppigem Funk und brechen mittendrin sämtliche Strukturen auf, um sogar in Richtung krautige Experimentalität zu schielen. Auch das geht gut. Gitarrenlastige Momente sind hingegen eine Seltenheit geworden und werden, wie bei „In Love Again“, vornehmlich in gemächliche, poppige Strukturen eingebunden. Das soll allerdings nicht stören.

Etwas poppiger, etwas schwülstiger, etwas verspielter: Yukon Blonde häuten sich abermals und legen clevere Veränderungen vor allem im Detail offen. „Vindicator“ ist über weite Strecken eine kurzweilige 80s-Platte mit Mut zur Peinlichkeit, die letztlich doch ohne Umwege ins Ohr sowie in die Beine geht. Augenzwinkernde Tanzbarkeit, dichte Melodieteppiche und aalglatter Schmalz dürften in dieser Kombination nicht funktionieren, tun es aber. Selbst mit diesen abermals gekonnt veränderten Vorzeichen machen Yukon Blonde verdammt viel richtig und bereiten vor allem eines: ordentlich gute Laune.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.11.2020
Erhältlich über: Dine Alone Records (Membran)

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