Alter Bridge – AB III
Vor den Aufnahmen zu ihrem dritten Album haben sich die Mitglieder anderen Projekten gewidmet. Während Sänger Myles Kennedy mit Slash auf Tour ging, reaktivierte die Instrumental-Abteilung gemeinsam mit einem geläuterten Scott Stapp Creed für ein dezent enttäuschendes Album. Offensichtlich haben sich alle Beteiligten durch ihre Nebenaktivitäten freigeschwommen, denn „AB III“ wirkt von vorne bis hinten frisch, stimmig und vor allem deutlich eigenständiger als seine beiden Vorgänger.
Musikalisch wie auch inhaltlich geht „AB III“ tiefer, gibt sich betont düster und nachdenklich. Nicht umsonst wirkt der Auftakt „Slip To The Void“ sehr reduziert, beinahe gespenstisch, bevor Tremonti und Kennedy in die Saiten hauen. Gerade der Frontmann spielt auf „AB III“ wesentlich öfter Lead Guitar, ist für zahlreiche Soli verantwortlich. Gleichzeitig wirken Alter Bridge deutlich selbstbewusster und leben ihre Metal-Vorlieben deutlicher aus. Ein derart heftiges Monster wie „Isolation“ mit gelegentlichen Thrash-Einschüben hätte es vor drei Jahren nicht gegeben.
„AB III“ wirkt auf allen Ebenen kompakt, greift als Konzeptalbum den Kampf einer Figur auf, die versucht ihren Platz in einer Welt voller Leere und Zweifel zu finden. Dazu gehören ebenso kämpferische Hymnen wie „Still Remains“ und „Fallout“, die gelegentlich das schroffe Creed-Debüt zitieren, wie auch klassische Balladen. „Wonderful Life“ und „Life Must Go On“ schaffen es tatsächlich erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Pathos und packender Emotion zu wandeln.
Echte Highlights aus einer Fülle an Hits – bei 14 Album-Tracks ist kaum Füllmaterial dabei – herauszugreifen, ist schwierig. Der schwermütige, hoffnungsvolle Rausschmeißer „Words Darker Than Their Wings“ jedoch will extra erwähnt werden; nicht nur wegen der feinen Komposition, sondern wegen der geteilten Lead Vocals von Myles Kennedy und Gitarrist Mark Tremonti, die eine Art ‚Gespräch‘ in einen Song verpacken. Mehr Gesangsanteile von Tremonti für die Zukunft? Fehler wäre es mit Sicherheit keiner.
So stark „One Day Remains“ und „Blackbird“ auch waren, im Nachhinein betrachtet sind sie nur Vorgeplänkel für „AB III“, auf dem sich Alter Bridge mit mehr Mut zu Härte, Düsternis und noch mehr Leidenschaft endgültig emanzipiert haben. 66 Minuten bieten value for money und vor allem das wohl beste Alternative Rock-Album des Jahres. Read it and weep, Scott Stapp.
VÖ: 08.10.2010
Roadrunner Records (Warner Music)
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