Cataylst – A Normal Day

Die Zeiten, als eine Duo-Besetzung alleine bereits für Rock-Schlagzeilen reichte, sind längst vorbei. Von The White Stripes über Royal Blood bis zu The Picturebooks gibt es mittlerweile prominente Beispiele wie Sand am Meer. Für Catalyst ist das kein Thema, denn die Schweizer überzeugen durch ihre Musik doppelt und drei- bzw. zweifach. Dominic Curseri und Ramon Wehrle aus St. Gallen mögen es bevorzugt laut und deftig, irgendwo zwischen Alternative, Blues und der Garage angesiedelt. Und doch hat der Einstand „A Normal Day“ noch so viel mehr zu bieten.
Ein Song wie „Jolene“, der mit Dolly Parton herzlich wenig gemein hat, lässt die Luft brennen. Frontaler Biss, wuchtige Drumsalven, knackige Gitarren und kraftvoller Gesang treiben dreieinhalb kurzweilige Minuten vor sich her. In „Church On A Beach“ geht ebenfalls immer wieder nach vorne; man versteht sich zudem auf klassische Laut-Leise-Dynamik und baut über die etwas zurückgenommenen Strophen Druck auf. Das breitbeinige „Sunshades“ entpuppt sich hingegen als mächtige Alternative-Hymne, wunderbar zeitlos und im Midtempo-Sektor unheimlich intensiv. Binnen Sekunden brennen sich die feinsinnigen Melodien ein.
Catalyst können aber auch ganz anders, wie das knapp siebenminütige „Foldable Heart“ beweist. Für das Herzstück dieses ersten Albums nehmen sich die Schweizer alle Zeit der Welt und beschwören zentnerschwere Lasten, die sich in schwermütiger Niedergeschlagenheit, in feinstem Grusel, aber auch in mörderischer Wucht äußern. Wenn die gemächliche, doppelt dicke Gitarrenwand schließlich in Bewegung kommt, gibt es kein Halten. Die letzten beiden Songs geben sich hingegen fast schon versöhnlich. „Glass Friends“ beginnt wie eine Pop-Interpretation der Strokes und hebt zum Schluss ab, während „The Nature Of Daydreams“ mit Natasha Waters ein wenig Post-Woodstock-Flair atmet.
Eben das macht diesen Einstand von Catalyst so kurzweilig: „A Normal Day“ ist eine waschechte Wundertüte geworden, die verschiedenste Rock-Spielarten unter einen Hut bringt, ohne dabei auch nur eine Sekunde angestrengt zu werken. Uptempo-Spielfreude, mächtige Riffwände, feinsinnige Arrangierung, Melancholie und hymnische Eingängigkeit wechseln einander ab. Jeder Track funktioniert für sich, und doch ergibt die Vielschichtigkeit einen unerwarteten roten Faden, wird das Album zum kleinen Gesamtkunstwerk. In knapp 40 Minuten liefern Catalyst eine starke Visitenkarte mit einem mächtigen Versprechen für die Zukunft ab.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 08.10.2021
Erhältlich über: Radicalis Music (Membran)
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