Pet Needs – Primetime Entertainment

Pet Needs
(c) Jake Deemer Evans

Dank gutem Handwerk spielten sich Pet Needs frei, nahmen mitten in der Pandemie ein Album auf und gingen plötzlich durch die Decke. Das wunderbar punkige „Fractured Party Music“ mit seiner Angst und Unsicherheit brachte Gigs ein, darunter Support-Slots für Skinny Lister und The Hives. Wenn es Öffnungen gab, stand das Quartett auf der Bühne und erspielte sich sein Publikum. Für den Nachfolger konnte erneut Frank Turner gewonnen werden, der dem druckvollen, ausufernden und erstaunlich erwachsenen „Primetime Entertainment“ den nötigen Feinschliff verpasste.

Nur eineinhalb Jahre nach dem Erstling geht es also weiter, und zwar richtig stark. Gerade der Titelsong fällt im besten Sinne aus dem Rahmen. „Primetime Entertainment“ rollt langsam und vorsichtig an, bemüht melodische Texturen und ist doch von Schmerz durchzogen, von Zweifeln zerfressen. Nach und nach breiten sich die hymnischen, dramaturgischen Schichten aus, sogar Streicher aus der Konserve finden hier Platz und ziehen eher in Indie- und Alternative-Gefilde. Der Kunstgriff gelingt jedoch, zumal im direkten Anschluss mit „Only Happy“ der nächste Wellenbrecher folgt. Hier kommen Anti-Flag und Against Me! zusammen.

Und doch klingen Pet Needs deutlicher denn je nach Pet Needs, haben ihre musikalische Identität hörbar gefunden. Wie „Thanks For The Invite“ mit der Tür ins Haus fällt, um sich schlägt und dabei Platz für beklemmende Zäsuren findet, weiß zu unterhalten. Heavyness und Fragilität gehen eine wunderbare Zweckgemeinschaft an. Hingegen eröffnet „Lost Again“ die Platte mit leidenschaftlicher Punk-Melodik, die sofort ins Ohr geht und wortreich abgefeiert wird. Klassische Gitarren kollidieren mit mehrstimmigen Passagen in „Get On The Roof“, geben sich energisch und sympathisch. „Fear For The Whole Damn World“ gibt sich zunächst eine Spur gemächlicher, bleibt dabei aber bissig und gefährlich – das beste aller Welten.

Das Rad erfinden sie nicht neu, dafür geht es konzentrierter und knackiger zu Werk: Pet Needs wissen, was sie zu tun haben, und räumen auf ganzer Linie ab. „Primetime Entertainment“ baut die Quaitäten des Einstands gekonnt aus. Direkte, ruppige Punk-Rocker treffen auf kleine Hymnen, bratende Heavyness kollidiert mit gemächlicheren, ausufernden Ideen und Entwürfen. Unterm Strich bleibt eine in sich stimmige, überaus sympathische Platte, die keine Gefangenen nimmt – ein wunderbarer Schritt in die richtige Richtung, der das Besondere von Pet Needs perfekt festhält.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.09.2022
Erhältlich über: Xtra Mile Recordings (Membran)

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