Eese – This All Will Fade
Anspruchsvolle, gehaltvolle, experimentelle und stets unterhaltsame Popmusik, dafür stehen Eese. Das Kölner Trio geht gerne den synthetisch-elektronischen Weg und ist um Alternativen bemüht, die jedoch niemals zulasten der Eingängigkeit gehen dürfen – siehe und höre unter anderem Foals, Everything Everything oder alt-J. Nach mehreren spannenden Singles landet nun ihr erstes Album „This All Will Fade“, das sich gerne weit hinauswagt und doch immer wieder gekonnt zurück in sichere, stets aufregende Gefilde findet.
„Hear Me Out“ ist als Titel für den Opener wunderbar gewählt und entpuppt sich sogleich als Motor, als Antrieb für eine spannende Platte. Kunterbunte und zugleich dezent entfremdete Melodien umgarnen ein Arrangement, dessen roter Faden vokaler Art bleibt. Wenn nach zwei Minuten ein wummernder Beat einsetzt und den Track Richtung Club treibt, ist die wohlige Verwirrung perfekt. „Confidence“ brauchen Eese in rauen Menge. Auch hier wird es zuweilen ordentlich laut, aber nie druckvoll oder gar erdrückend. Wahnsinn und Understatement harmonieren erstaunlich gut miteinander.
Während es hier noch blubbert, suchen die Kölner da nach der perfekten Melodie. Dabei hätte „Digest, Move On“ gefühlt Ideen für gleich drei Songs am Start, erliegt aber nie dem fehlgeleiteten Lockruf der Überforderung. Alleine schon der Beat weiß zu unterhalten, während die gelegentlich etwas forscher bratende Synthie prima mit dezentesten Soul- und RnB-Überresten in den Stimmbändern harmoniert … ohne je in eine entsprechende Richtung zu driften. Wie „Hypnotized“ seine anfängliche Lockerheit sukzessive ablegt, sich mystischer Instrumentalkunst widmet und urplötzlich die eigene Stimmung vergiftet, ringt Respekt ab.
Pop oder nicht Pop, das mag vielleicht Ansichtssache sein. Gewiss halten sich Eese mit wachsender Begeisterung von Erwartungen und vorhersehbaren Strukturen fern, ohne jedoch zu verkopft an die Sache heranzugehen. „This All Will Fade“ bemüht einen schwierigen Spagat und meistern ihn mit bestechender Leichtigkeit. Zehn lockere und doch fordernde Tracks entführen in neue und doch herrlich vertraute Welten. Für die drei Kölner ist es ein mehr als gelungener Auftakt, der schon jetzt auf rasche Fortsetzung hoffen lässt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.12.2022
Erhältlich über: Papercup Records (Rough Trade)
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