Tommy And The Teleboys – Gods, Used, In Great Condition

Tommy And The Teleboys
(c) Anne Waltenburg

Geduld ist eine Tugend, die Tommy And The Teleboys schätzen. An ihrem ersten kompletten Album arbeitete das deutsche Quartett recht lange in DIY-Manier. Unzählige Spuren, vor allem Gitarren und Synthies, wurden über mehrere Sessions eingespielt. Der Mix brauchte letztlich sogar fast ein Jahr, um etwas Ordnung in die Fülle an Klängen und Klangwelten zu bringen. Selbst beim Artwork, auf dem Foto eines ramponierten antiken Monsterkopfs basierend, legte man Hand an. Inzwischen griffen die Noisolution-Feinschmecker zu und geben „Gods, Used, In Great Condition“ eine willkommene Bühne.

„Gib mir“ eröffnet wild und verspielt. Was man geben, was erhalten soll – das bleibt, wie so vieles an dieser Platte, im Dunkeln. Und doch zieht der im besten Sinne abgedrehte Sound sofort in seinen Bann. Tommy And The Teleboys mögen es psychedelisch und sind dabei schon mal fuzzy bis spacig unterwegs, haben ebenso ein Herz für Garage und Kraut. All das kommt in diesen viereinhalb bunten, betont schrägen Minuten hindurch. Hingegen rammt „Jesus Crowd“ im Anschluss den Kopf durch die Wand und entstellt die Gitarren mit wachsender Begeisterung. Angepunkter Schweinerock trifft auf die quengelig-proggige feine Klinge der eierlegenden Wollmilchsau. Kann man so machen.

Während man noch über das wuchtige Auftreten philosophiert, häutet sich das Quartett wiederholt. So geht „Beach 23“ locker als klassische Psych-Meditation durch, ansatzweise in sich ruhend und doch – zumindest sachte – aufbrausend, intensiv. „Seninle“ bemüht eine ähnliche Basis und lässt diese mit wachsender Begeisterung entgleisen, von einem wuchtigen Finale begleitet. In „Together Forever“ dominiert erst einmal Percussion, bevor Tommy And The Teleboys einen krautigen Motor gezielt eskalieren lassen. Es geht durch die Decke, und zwar mit wachsender Begeisterung, laut und behutsam zugleich.

Unterm Strich bleibt eine hochgradig sympathische Tour de Force, die sofort in einen nicht näher benannten Bann zieht und nicht loslässt. „Gods, Used, In Great Condition“ ist wild und absolut durchgeknallt, zugleich voller Musikalität und Herz für kreativen Ausdruck. Tommy And The Teleboys spielen mit Schubladen und Stimmungen, täuschen Überladung an und finden doch stets den richtigen Ausdruck für ihren fordernden und doch nie überfordernden Sound. Vor allem der Mix muss gelobt werden, kommen hier tatsächlich sämtliche Details auf exzellente Weise zur Geltung. Mutig stellt sich das Quartett der Herausforderung vermeintlicher Limits und überwindet diese mit starken Songs und noch besseren Collagen – ein Powerhouse mit ganz viel Herz und Hirn.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.08.2024
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

Facebook: www.facebook.com/TommyandtheTeleboys