Rum Jungle – Recency Bias

Rum Jungle
(c) Joe Puxley

Was soll man bloß tun, wenn jeder Song besser als der vorangegangene klingt, auch wenn man sich das vielleicht nur einbildet? Diese verzerrte Form der Wahrnehmung begleitete Rum Jungle bei den Arbeiten an ihrem ersten Album. Nach mehreren EPs begannen die Australier mit der Arbeit an frischem Stoff, begleitet von allerlei Unsicherheiten. Und doch verzichtete das Quartett letztlich auf den großzügigen Umgang mit dem Rotstift, sondern konzentrierte sich auf eigene Qualitäten – hymnischer, energischer Indie Rock, sonniger Pop mit Alternative-Untertönen und, natürlich, eine gesunde Portion Surf. „Recency Bias“ trägt die verunsichernde Entstehungsgeschichte bereits im Titel.

Die freundliche Begrüßung „Hi Hello“ zu Beginn des Albums stimmt wunderbar auf die folgenden 36 Minuten ein. Rum Jungle tasten sich erst vorsichtig heran, bevor sich sämtliche Schleusen öffnen und einem treibenden, energischen Song mit Pop/Rock-Leichtigkeit Tür und Tor öffnen – hibbelig, wild, verwegen und doch so sympathisch. Danach traumwandelt „Don’t Be A Stranger“ durch eingängige Zwischenwelten, rockt zurückgelehnt und doch so bestimmt, während die Sonne aus dem Herzen lacht. „Weather’s Better“ rundet das flotte, kurzweilige Anfangstrio gekonnt ab, bemüht sich um konzentrierte Leichtigkeit – ein Ohrwurm, der sich mit den schönen Zeiten des Bandlebens befasst.

Und schöne Ohrwürmer hat diese Platte mehr als genug zu bieten, wie das flotte „Alright“. Kernige, knackige Gitarren tanzen durch unwirkliche Pop-Sphären, geben sich vergleichsweise fordend und schrammeln in bester The-Band-Manier, etwa zu Beginn des Jahrtausendwechsels und doch ganz eigenständig. Hingegen packt „Chauffeur“ eine zeitlose Melodie aus, die über den Dingen steht und schwebt, verspielt und unwirklich, fast schon forsch und doch brav. Wiederholtes Aufbranden macht Laune, siehe und höre auch „Backwards“, das Strokes-Chic mit 60s-Surf-Klängen vermischt. Das dürfte eigentlich nicht zusammenpassen, bereitet aber große Freude.

Fordernd und doch tiefenentspannt, rund um diese vermeintlichen Extreme basteln Rum Jungle ein aufregendes erstes Album, das selbst inmitten größter Leichtigkeit nie vollends abschalten kann und will. „Recency Bias“ lässt keine Schwachstellen erkennen, keine Durchhänger bei älteren Songs, sondern serviert durch die Bank gutklassiges, packendes Material mit ordentlich Herz. Der ureigene Indie-Ansatz der Australier, die schrammelnde Gitarren mit Früh-00er-Retro-Chic ebenso schätzen wie post-moderne Pop-Weisheiten, findet seine eigene Mitte, schmiegt sich an und macht dank charmanter, herzhafter Darbietung Laune. Das klingt jetzt schon angenehm nach lauen Sommernächten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: www.rumjungleband.com
Facebook: www.facebook.com/rumjungleofficial