Hurts – Some Kind Of Heaven

Hurts

Steuerten die Briten Hurts mit ihrer Hitsingle „Wonderful Life“ und ihrem Debütalbum „Happiness“ noch einen wichtigen Beitrag zum 80er-Synthiepop-Revival bei, ging ihr zweites Album schon in eine andere musikalische Richtung. Deutlich elektronischer und eher an den 90ern als an den 80ern orientiert, weniger melancholisch, dafür etwas düsterer schallten die Songs von „Exile“ aus den Boxen, das die Hörerschaft spaltete. Die einen attestierten der Band eine gelungene Weiterentwicklung, andere vermissten die Ohrwürmer des Debütalbums. Bleibt die Frage, ob sich Theo Hutchcraft und Adam Anderson beim neuen, noch unbetitelten Album eher am Debüt oder doch am Zweitwerk orientieren. Wie es aussieht, tun sie beides nicht, denn angesichts der Vorabsingle „Some Kind Of Heaven“ scheinen Hurts anno 2015 abermals neue Wege zu beschreiten.

Zuerst muss festgehalten werden, dass es sich beim neuen Song definitiv um einen Ohrwurm handelt. „Some Kind Of Heaven“ ist nicht annähernd so sperrig wie „Miracle“ oder „Blind“ vom zweiten Album und bleibt gleich beim ersten Hören im Ohr hängen. Ein zweites „Wonderful Life“ also? Eben nicht, denn die Midtempo-Nummer weist zwar deutliche 80er-Anleihen auf und kann guten Gewissens in der Synthiepop-Schublade abgelegt werden, erinnert andererseits aber auch etwas an neuzeitlichere Interpreten wie Florence + The Machine oder Muse. Wobei „Some Kind Of Heaven“ schon deutlich glattgebügelter und kommerzlastiger ausfällt als die Standardwerke genannter Interpreten. Eingängigkeit lautet das Stichwort, denn Hurts bewegen sich im Jahr 2015 eindeutig im Bereich des fröhlichen Mainstream-Pops. Melancholie Fehlanzeige, dafür sorgen nicht zuletzt auch die zahlreich eingesetzten weiblichen „Yeah“-Vocals, verspielte „Dedededede“-Passagen und die zumeist meterdicken, bombastisch arrangierten Synthesizer-Untermalungen.

Mit „Some Kind Of Heaven“ ist Hurts somit das Kunststück gelungen, sowohl die Erwartungen der Fans des ersten als auch jenen von Album Nummer Zwei zu ignorieren und dennoch einen gelungenen Popsong abzuliefern. Obwohl sowohl die New Wave-Anleihen des ersten Albums und damit auch jeder Anflug von Melancholie ebenso verflogen sind wie die 90er-Jahre-Bezüge der zweiten Scheibe, klingt der neue Song zu 100 Prozent nach Hurts, was nicht zuletzt auch an der markenten Stimme von Mr. Hutchcraft liegen dürfte. Auf das dritte Album sollte man sich also freuen dürfen – sofern man musikalischen Kurskorrekturen gegenüber offen eingestellt ist und bei kommerzieller Radiomusik nicht reflexartig den Raum verlässt. Welcome back, Hurts!

Hurts - Some Kind Of Heaven

Some Kind Of Heaven
VÖ: 28.05.2015 (DL-Single)
Columbia Records

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