Jónsi & Alex – Riceboy Sleeps

(c) Lilja Birgisdottir

Das Klangparadies Island ist um eine weitere Facette reicher. Jon Þor (Jónsi) Birgisson, Sänger der Post-Rock-Fürsten Sigur Rós, und sein Partner Alex Somers (Parachutes) stellen seit Jahren gemeinsam Kunstwerke aus und inszenieren  Ausstellungen. Als Jónsi & Alex vertonen sie ihre faszinierenden Bilderwelten mit einem Ambient-Album, das ebenso wie ihr gemeinsamer Kunstmoniker den Titel „Riceboy Sleeps“ trägt.

Mit den Bands der beiden Akteure hat „Riceboy Sleeps“ nur am Rande zu tun, wenngleich die präsentierte Erzähltechnik doch Sigur Rós zumindest nahesteht. In akribischer Kleinarbeit wird Klangschicht über Klangschicht gelegt, sorgen gelegentliche Vocals vom Kópavogsdætur Chor (stellenweise meint man auch Jónsi Birgisson zu hören) für minimalistische Ausrufezeichen, wobei man eigentlich nicht von Gesang per sé sprechen darf. Schließlich wird die Stimme als Instrument, als schemenhafte Darstellung einer Atmosphäre verwendet.

Die Songtitel sprechen für sich. „Happiness“ vertont tatsächlich Fröhlichsinn, der „Indian Summer“ liegt nachdenklich überm See und „Howl“ ist eine Art Aufschrei, der in Ausschnitten tatsächlich von Sigur Rós stammen könnte. Aber wirklich nur in kleinen Ausschnitten. „Riceboy Sleeps“ ist obendrein multifunktional einsetzbar. Ob als Entspannungsalbum, Kopfhörer-Entdeckungsreise oder Atemluft-Erzählung – das Projekt von Jónsi & Alex fasziniert. Nur auf reine Hintergrundmusik darf man diese 67minütige Reise durch Natur und Ambient nicht reduzieren. Es würde dem hohen künstlerischen Anspruch und der Filigranität dieser beiden Künstler nicht gerecht werden.

VÖ: 17.07.2009
Parlophone Records (EMI Music)
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