Jurojin – The Living Measure Of Time
Geheimtippalarm: Jurojin haben im vergangenen Sommer in ihrer britischen Heimat gute Kritiken für ihr Debüt „The Living Measure Of Time“ einfahren können. Wer auf progressiv angehauchten Alternative Rock mit indischem Einschlag (Tabla) zwischen Tool, Proghma-C und Incubus steht, darf sich nun über den längst überfälligen Deutschland-Release freuen.
Was – anknüpfend an die Aufbruchsstimmung im Intro „Ingress“ – in „The Scars“ so richtig an Fahrt aufnimmt, weiß durchaus zu beeindrucken. James Alpers Organ weist Tiefenwirkung auf, erinnert entfernt an Meister wie Maynard James Keenan und Chris Cornell, platziert aber geschickt mit eigener Note dazwischen. Rock- und Metal-Einflüsse kollidieren in den angenehm zerstückelt wirkenden Instrumentalteilen, während der Refrain auf große (Hard-)Rock-Gesten abzielt. „The Liar“ hingegen zeigt sich deutlich härter und metallischer, lässt auf scharfkantige Riffs idyllische Melodien zum Abschluss folgen.
An „Proem“ werden sich freilich die Geister scheiden – das Tabla-gesteuerte Stück ist gänzlich unrockbar, sehr sphärisch und lebt von Vocal-Harmonien. Natürlich ungewöhnlich, spricht es für das mutige Songwriting der Briten, die mit „The Winter“ einen echten Hit nachschieben – druckvoll, eingängig, düster und melancholisch. „The Equinox“ lässt die Tabla im semi-akustischen Arrangement ein wenig rocken, was entfernt an die österreichischen Newcomer Amity In Fame erinnert. Ebenfalls nicht zu verachten: „The Dreaming“ mit seinen verspielten und verqueren Melodien. Der progressive, charmant ausladende Aufbau verbindet „Vicarious“ mit „Sick Sad Little World“.
Ambitioniert, mutig und hochgradig eingängig – drei Attribute, die das Mini-Album „The Living Measure Of Time“ einigermaßen adäquat in Worte zu fassen vermögen. Jurojin stellen sich als Soundmagier mit einem gewissen Faible für orientalische Musik vor. Neben Alpers eindringlichen Vocals muss man vor allem vor dem für ein Debüt beeindruckend ausgefeiltem Songwriting seinen Hut ziehen – großes Kino, stark in Szene gesetzt und hoffentlich bald mehr als ’nur‘ ein Geheimtipp.
VÖ: 18.03.2011
Majestic Elder Records (Warner Music)
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