Bloke – Living Without Expectations

Fünf Jahre verbrachte der Berliner Künstler Jakob Buraczewski in der alternativen Musikszene Londons. Im Norden der britischen Hauptstadt fand sich seine Band Bloke, inzwischen wieder zurück nach Deutschland übersiedelt. Die Mischung aus Psych, Noise und Krautrock, durch Garage-Ausritte gekonnt gestreckt und erweitert, führte zu einer Fülle an Club-Konzerten und einem mehr als guten Namen in der Underground-Szene, durch zwei starke Singles unterstrichen. Inzwischen griffen die Feinschmecker von Tonzonen Records für eine erste EP zu. „Living Without Expectations“ verweigert die Erwartungshaltung und erfüllt diese dennoch auf allen Ebenen.
Pecunia non olet, wenn man Gerüchten glauben darf, hat aber einiges zu sagen: „Money Says“ eröffnet mit drei treibenden, flotten Minuten, welche den Sound der Band einigermaßen umreißen. Krautiger Motor, schrammelnde Gitarren und ein noisiger Unterbau mit feiner psychedelischer Note geben sich in diesem vergleichsweise konventionellen Track die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Bereits im folgenden „Never Try“ wird es deutlich undurchdringlicher, verschrobener und komplexer. Ein mit massig Effekten belegter Weichzeichner kollidiert mit forschen Drums, Distortion und die Echokammer halten sich einigermaßen die imaginäre Waage.
Währenddessen nehmen Bloke erst so richtig Fahrt auf und spucken mit „Up Tight“ das nächste Powerhouse aus, entfernt an Black Rebel Motorcycle Club und A Place To Bury Strangers erinnernd. Laute Übersteuerung, angepunkte Finsternis und lässig abgehangene Coolness verlieren sich mehr denn je. Auch „So Do I“ taucht wild fuchtelnd ab, wenngleich spürbar psychedelischer veranlagt. Ein launischer, pulsierender Basslauf dringt direkt ins Kleinhirn vor, die Gitarre versucht auszubrechen. Schließlich nimmt „Tomorrow“ das Tempo heraus, tastet sich sachte voran und glänzt durch pures Understatement – funkeln und verstörend zu gleichen Teilen.
20 Minuten höchste Unterhaltung beschließen eine spannende EP, die zwar betont breit aufgestellt sein mag, die jedoch ihre ureigene Identität längst – und hochgradig erfolgreich – gefunden hat. „Living Without Expectations“ riecht nach verschwitztem Club, meditiert in diesem und eskaliert im Anschluss mit wachsender Begeisterung. Dank Garage-Rock-Anteilen werden die unorthodoxen, gerne mal ausladend gestalteten Tracks erfolgreich zusammengehalten und bekommen gleichzeitig den nötigen Platz zur freien Entfaltung – motorisiert, düster, understated und aufbrausend. Bloke unterstreichen ihre exzellente Frühform mit einer EP, die nicht aus dem Kopf gehen will.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.02.2025
Erhältlich über: Tonzonen Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/blokebandlondon