Oliveray – Wonders

Oliveray

Nils Oliver Frahm und Peter Ray Broderick sind nicht nur Label-Kollegen, sondern schon seit Jahren befreundet. Musikalisch kam man sich über eine Coverversion für Efterklang näher, für die Frahm Piano spielte und Broderick Gesang und Gitarre übernahm. Die Idee eines gemeinsamen Projekts – der Name Oliveray ergibt sich aus den zweiten Vornamen der beiden Musiker – kam auf Anregung des japanischen Labels Cote Labo anlässlich einer gemeinsamen Tour. Ein paar Tage Songwriting und weitere Improvisationen später war „Wonders“ im Kasten – halb Gesang, halb instrumental, voll und ganz fragiler, experimenteller Pop mit Klassik-Schlagseite.

Bei den acht Songs wechseln sich Vocals und Instrumentals ab – jeder gerade Track wird von Broderick eingesungen, jeder ungerade Track kommt ohne Gesang aus. Spannend ist vor allem, in welche gar unterschiedlichen musikalischen Umgebungen die Stimme des US-Amerikaners platziert wird. „The Book She Wrote And In The Time“ beispielsweise fiedelt zwischen Country und Folk, während Broderick eine Art Town Cryer gibt. „Harmonics“ hingegen pendelt zwischen Dissonanz und Mogwai-Wucht, „You Don’t Love“ entpuppt sich als zarte Ballade mit herrlich abgegriffener Gitarre und Frahms bewegendem Piano – ein bisschen Jónsi schimmert in manchen Momenten durch. Das finale „Wonders“ hingegen wirkt wie ein spärlich instrumentierter Radiosong, ohne den Anspruch auf zermürbendes Airplay zu haben; im Gegenteil: fragiler und bewegender geht es kaum.

Die instrumentalen Songs dienen vor allem Frahm als Spielwiese. So fließen in „Growing Waterwings“ Piano und Streicher bedächtig ineinander, während „Piano In The Pond!“ gelegentlich sogar Klassik mit Free Jazz zu verbinden versucht und sich damit als Highlight dieses Albums entpuppt. „Hiding Hydiration“ hingegen gesteht Brodericks Gitarre eine prominentere Rolle zu, wobei vor allem der Hall und die magisch wirkende Einbettung in das Gesamtbild becircen, während „Just Resign“ tatsächlich wie ein Stückchen Selbstaufgabe wirkt. Der Herzschlag in diesem letzten Instrumental fasst „Wonders“ perfekt zusammen: lebendig, fragil, betörend, schwermütig und doch gelöst. Für Frahm und Broderick kann das nur der Anfang der gemeinsamen musikalischen Entdeckungsreise gewesen sein – Oliveray verlangt nach mehreren Fortsetzungen.

VÖ: 09.12.2011
Cote Labo / Erased Tapes (Indigo)

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Peter Broderick @ Home