Madsen – Lass die Musik an
Nach drei durchaus sympathischen Alben und Ohrwürmern wie „Die Perfektion“, „Du schreibst Geschichte“ und „Nachtbaden“ verrannten sich Madsen auf ihrem vierten Album „Labyrinth“ ein wenig. Mit Stadionrock und neu gefundener Rührseligkeit tat sich das Quartett aus dem Wendland keinen Gefallen. Der mittlerweile von seinem schweren Sturz genesene Sänger Sebastian Madsen hat seinen Discostick wieder aus der Hand gelegt und arbeitet mit seinen beiden Brüdern Johannes und Sascha sowie Bassist Niko Maurer an einer Kurskorrektur. „Wo es beginnt“ soll Madsen nun zurück zu ihren Wurzeln führen. Davon will die erste Single „Lass die Musik an“ jedoch offensichtlich noch relativ wenig wissen.
Mit dem Schlager-Balanceakt von „Lass die Liebe regieren“ hat der neue Track dankenswerterweise nichts zu tun, auch wenn der Auftakt ein wenig in die Irre führt, die Sportfreunde Stiller („Ein Kompliment“) und Slut („It Was Easier“) zitiert, dahinter eine kleine Electro-Pop-Melodie versteckt hält. Bleibt also doch alles anders? Mitnichten, denn was sich in den ruhigen, relativ übersichtlich gehaltenen Strophen bereits andeutet – gerade Maurers hibbeliger Basslauf macht Laune – bricht im Refrain wie ein brodelnder Rock-Vulkan aus: dicke Gitarren, eine Prise Punk, hymnische Chöre (ab der zweiten Wiederholung) und laute, kratzige Vocals. Keine Frage, es geht immer noch um Schönklang und einen kleinen Pop-Moment, jedoch im gängigen, unbeschwerten Madsen-Kontext. Über das eigenartige Video lässt sich allerdings streiten.
„Lass die Musik an“ erscheint sowohl auf Platte – allerdings nur als Remix-Vinyl, unter anderem mit Beiträgen von Moonbootica und Deichkind – oder als durchaus ausladendes Download-Bundle, wahlweise mit besagtem Clip. Neben drei Mixes ist hier „Baut wieder auf“ als B-Seite enthalten. Das Video mit feinen Seitenhieben auf militaristische Propaganda-Maschinerien ist bereits bestens bekannt, doch auch der Song an sich geht ordentlich nach vorne, überrascht mit anfänglichen Rammstein-Gitarren und einem kleinen politischen Mittelfinger. Madsen befinden sich wieder auf Kurs. Auch wenn „Lass die Musik an“ noch ein wenig nach Rest-Kompromiss klingt, der Refrain reißt nun mal mit. Auf dass die Wendländer wieder ihr Händchen für Indie-Perlen gefunden haben.
VÖ: 03.08.2012 (DL-Single)
Columbia Records (Sony Music)
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Hey Sebastian, du solltest ne Core-Band gründen und der Opener am Album sollte „Porn in USA“ heißen! Ohne Scherz, die Gesangseinlage bei Callejon war richtig geil! Bitte mehr davon! 😉