Max Mutzke – Durch Einander

Max Mutzke

Was vor acht Jahren beim Raab’schen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest begann, ist mittlerweile zu einer organisch gewachsenen Größe der deutschen Soul-Landschaft geworden: Max Mutzke veröffentlicht in schöner Regelmäßigkeit attraktive Alben (zuletzt die beiden englischsprachigen Platten „Black Forest“ und „Home Work Soul“), die zwar nicht mehr so ganz an die großen Erfolge zu Karrierebeginn herankommen, dafür hohe musikalische Qualität bieten. Für seine neue Platte „Durch Einander“ widmet er sich deutlich jazzigeren Klängen, verschiedenen Cover-Versionen und einer illustren Gästeliste.

Überraschungen und unerwartet starke Neuinterpretierungen gibt es zur Genüge. Für „Ohne dich“ von Selig konnte Mutzke in Christian Neander den Gitarristen der Hamburger gewinnen, der dem Jazzer einen gewaltigen Schuss Rock verleiht, beinahe in bluesige Gefilde abdriftet. Wigald Boning tutet zur aktuellen Video-Auskopplung „Sommerregen“ von den Fanta 4, was ältere Hörer wohl an Die Doofen erinnern dürfte. Auch „Du bist zu sexy“ mit einem Rap von Thomas D hat Charme, fließt ungemein entspannt und brennt sich binnen Sekunden ein. Mutzke schielt hier kurz in Richtung seiner souligen Wurzeln, ohne diese imaginäre, schwer zu definierende Grenze zu überschreiten.

Ein „Empire State Of Mind“ hatte man dafür nicht auf dem Zettel. Es braucht keinen Jay-Z, um den bezaubernden Gesang von Alicia Keys entsprechend neu zu interpretieren. Grenzen werden erneut verwischt; was zählt, ist die Leidenschaft, mit der Max Mutzke diesen Song vorträgt. Nicht jede Idee funktioniert jedoch. „Creep“ geht an die Substanz, will nicht so recht in das aufgezwungene Jazz-Outfit passen, dazu wirkt die Intonation schlampig. Auch „You Are So Beautiful“ hat man viel zu oft gehört, neue Erkenntnisse darf man sich auf jeden Fall nicht erwarten. Wenn dann jedoch Cassandra Steen für das großartige Duett „Me And Mrs Jones“ auftritt, sind diese kleinen Makel auch schon wieder vergessen. Selbst wenn man mit der ehemaligen Glashaus-Sängerin ansonsten herzlich wenig anfangen kann, hat diese Neuinterpretation jedes Bisschen Applaus verdient.

„Durch Einander“ fließt entspannt durch die Boxen und hat kaum Längen – bein einer Spielzeit von über 70 Minuten eine durchaus bemerkenswerte Angelegenheit. Wer „Vielleicht“ von Madsen als Jazz-Pop-Ballade (unterstützt durch Bruder und Jazz-Student Menzel Mutzke an der Trompete) oder bei „Du und ich“ von Klee auf einen Gastauftritt von Götz Alsmann gehofft hat, wird von der Platte begeistert sein. Hatte man diese unorthodoxen Bearbeitungen nicht am Zettel, macht Mutzkes fünftes Studioalbum ebenso einiges her. Der Ausflug gen Jazz ist mehr als geglückt, der spontane Charakter von „Durch Einander“ (die Songs wurden binnen zwei Tagen eingespielt) gibt den Tracks eine organische, spontane, erfrischende Aura.

VÖ: 14.09.2012
Columbia Records (Sony Music)

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