Editors – In Dream

Editors

Stattliche sechs Jahre nach „In This Light And On This Evening“ haben Editors den passenden Nachfolger am Start. Aber halt, da war doch zwischendurch etwas! Nach dem Ausstieg von Chris Urbanowicz wurden zwei neue Mitglieder rekrutiert, die zwar schon am 2013 veröffentlichten „The Weight Of Your Love“, eine kurzzeitige Rückkehr zu den gitarrenlastigen Wurzeln, mitwirkten, aber erst jetzt so richtig ins Songwriting eingebunden wurden. „In Dream“ drängt die Saiteninstrumente wieder in den Hintergrund und setzt stattdessen auf Elektronik mit Pop-Appeal.

Tom Smiths Falsetto wird mehr und mehr zur wichtigen Soundzutat und nimmt im ruhigen Opener „No Harm“ eine zentrale Rolle ein. Dieser schleichende, von minimalistischer Elektronik begleiteter Track lebt vornehmlich von seiner Stimme, die im Refrain entfernt an Jónsi erinnert und dabei einen ähnlich ätherischen Effekt erzielt. Es ist dies ein bedrohliches, imposantes Konstrukt, eines der verdienten Highlights dieser Platte. Direkt danach folgen Editors jedoch dem Coldplay’schen Power-Wave-Pop-Weg – nicht zum letzten Mal auf diesem Album, nicht immer von Klischees oder Unannehmlichkeiten befreit.

Zumeist geht diese deutlichere Hinwendung zu Pop und Elektronik gut, bis auf zwei Songs: „The Law“, unterstützt durch die beinahe durchsichtige Stimme Rachel Goswells (Slowdive), wird zur belanglosen Aneinanderreihung von Sound-Collagen, bevor „Our Love“ nicht nur sämtliche Wave-Pop-Klischees bedient, sondern Smith stetig die berühmt-berüchtigte Zeile „don’t stop believing“ wiederholt. Ein Serienende im Sopranos-Stil ist überfällig. Aber halt, längst ist nicht alles schlecht. Direkt vor diesem Terror-Doppel bedient zwar auch „Life Is A Fear“ sämtliche gängigen 80s-Schemata mit einem Hauch Disco, wirkt dabei aber so losgelöst und unverschämt eingängig, dass man es den Briten binnen Sekunden verziehen hat. Spätestens bei der Ballade „At All Cost“ und dem endlosen, erhabenen „Marching Orders“ ist wieder alles gut.

Dennoch ist „In Dream“ bislang das schwächste Editors-Album, und das nicht etwa, weil die Umstellung schwer fiele – Falsetto und Elektronik sind bereits bekannt, längst in den Sound des Quintetts übergegangen. Viel mehr fehlt einigen Songs das Besondere, das Unverwechselbare – eindringliche Qualitäten, die fest mit den Briten verbunden werden. In diesem erweiterten Tanzbereich liegt ein gewisser Reiz verborgen, noch gelingt es aber nicht, diesen stetig hervorzukehren. Überwiegend gute Qualität und einige bockstarke Ausreißer nach oben retten die Editors aber dieses Mal, for now.

Editors - In Dream

In Dream
VÖ: 02.10.2015
[PIAS] Germany (Rough Trade)

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