Pelzig – Medium Cool World
Da sind sie auf einmal wieder, urplötzlich, als hätte es die letzten elf Jahre nicht gegeben. Tatsächlich ist mittlerweile mehr als eine Dekade seit dem letzten Pelzig-Album vergangen. Zwischen Ingolstadt und München schien es zuletzt ruhig geworden zu sein um die zur Hälfte aus Slut-Mitgliedern bestehende Band. Warum diese Jahre des Nichts? Letztlich ist es egal, denn „Medium Cool World“ offenbart nun eine spannende Momentaufnahme und präsentiert Songs, die über einen längeren Zeitraum geschrieben wurden. Ob die Platte bereits zum Release hin altbacken ist?
Verlernt haben die Veteranen auf jeden Fall nichts. Die Video-Auskopplung „Battles“ mutiert zum veritablen Indie-Hit mit klassischem Interpol-Einschlag. Poppige Süße, bleierne Düsternis, schwarzer Chic und Fernweh schlängeln sich durch fünf mächtige Minuten, dicke Gitarrenwände inklusive. Der Opener „Style Kills All“ erinnert hingegen an die tanzbare Strömung der Wave-Rock-Bewegung und setzt auf wohlige, hibbelige Klänge. Jegliche Sorgen, Pelzig würden erst nicht ernst meinen, schwinden von Sekunde zu Sekunde dieser energischen ersten Ode.
In weiterer Folge wird es gar vorsichtig experimentell, gekrönt durch den bizarren Titeltrack „My Medium Cool World“. Beeps, Bleeps, Samples, schroffe Soundeffekte und Synthi-Suizid stehen im Mittelpunkt dieser lakonischen Darbietung – eigentlich nicht unsympathisch, letztlich aber viel zu lang und bis zur Unkenntlichkeit breitgetreten. Wesentlich mehr Spaß machen da schon das melancholische „No Routine Night“, der scharfkantige Mörder-Boogie „Trasher“ oder das herrlich minimalistische, von Loops durchzogene „Check Your iPod“.
Tatsächlich vermeiden es Pelzig tunlichst auch nur annähernd altbacken zu klingen, kommen aber, gerade in der zweiten Albumhälfte, leider nicht ganz ohne kleinere Belanglosigkeiten aus. „Medium Cool World“ hat seine kurzen, nachhallenden Durchhänger, wirkt rundherum dafür kraftstrotzend, erfrischend und vereint alte Tugenden mit jugendlichem Biss. Das Comeback – auf dass es denn ein dauerhaftes sein mag – ist Pelzig geglückt.
Medium Cool World
VÖ: 27.11.2015
Cargo Records
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