Free Throw – What’s Past Is Prologue

Free Throw
(c) Jack Gravbrot

Pokémon-Referenzen und poppige Hooks im Vordergrund, seelische Abgründe dahinter: Bereits auf „Bear Your Mind“ deutete sich so etwas wie ein Wandel in Cory Castros Texten an, als sich der Free Throw-Frontmann erstmals mit seiner Dysmorphophobie und psychischen Gesundheit auseinandersetzte. Kurz darauf folgte der komplette Zusammenbruch, Bruder und Bassist Justin reichte die helfende Hand. Auf „What’s Past Is Prologue“ blickt die Band nun auf eine überaus schwere Zeit zurück und bezieht beeindruckende Kraft aus dieser.

Während Cory Castro nun auf die letzten beiden Jahre zurückblickt und langsam aber sicher Sinn in der Leere erkennt, gibt sich die Band noch eine Portion schroffer. Die erste Single „The Corner’s Dilemma“ bringt das prima auf den Punkt. Von den nachdenklichen, reduzierten Momenten des Innehaltens über schroffe und schiefe Harmonien bis zum waschechten Tiny Moving Parts-Riff betonen Free Throw die Ecken und Kanten ihres Sounds nun noch stärker. Eine Fortsetzung findet dieses Rezept unter anderem im kurzen aber intensiven „Today Is Especially Delicious“, das nicht zum letzten Mal die Brücke gen Post-Hardcore ausschlägt.

Neben den schonungslos ehrlichen Lyrics zeigt sich auch die Band deutlich reifer. Das geschickte Spiel mit musikalischer Dynamik im Opener „Smokes, Let’s Go“, das fragile Anrollen der schlussendlich in den Arm nehmenden Hymne „Cerulean City“, die vertrauten, punkigen Kanten von „You Don’t Say That“ mit dezentem Pop-Appeal – hat man in reduzierter Form schon mal von den Herrschaften aus Nashville, Tennessee gehört, klang aber noch nie so fokussiert und packend. In „Monte Luna“ schleichen sich überdies semi-balladeske Untertöne ein, welche den sperrigen, verletzlichen Refrain erst so richtig stark machen.

„What’s Past Is Prologue“ zeigt eine Band, die sich in schweren Zeiten gefunden hat, enger zusammengerückt und dadurch besser geworden ist. Von den überaus rohen, wundgelegen wirkenden Texten über neue Dynamik im Songwriting bis zum gekonnten, nahtlosen Wechsel zwischen Stimmungen und Genres scheinen sich Free Throw auf ihrer dritten Platte endgültig gefunden zu haben. Obwohl man sich sukzessive vom Pop-Punk entfernt, stimmt der neue Fokus auf ein deutlich gesünderes Bandleben mehr als positiv. Cursive lassen grüßen, auch wenn der Weg dorthin noch ein weiter ist.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.03.2019
Erhältlich über: Triple Crown Records (Membran)

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