Gender Roles – Prang

Gender Roles
(c) Chiara Gambuto

Gender Roles sind die neuesten Sprösslinge von Brightons lebhafter DIY-Szene. Das Trio supportete unter anderem bereits Jamie Lenman und PUP, veröffentlichte zwei kurzweilige EPs und will nun mit seinem leichten angepunkten Indie Rock aus der Garage durchstarten. Bei den Arbeiten an ihrem Debütalbum stellen die Briten schnell fest, dass viele Probleme hausgemacht sind. Familie, Beziehungen und die Kunst des Alleineseins prägen „Prang“.

Eine beiläufig angeschlagene Gitarre bereitet auf den Sturm im Wasserglas vor. „You Look Like Death“ eröffnet die Platte zumindest vorerst ruhig und entspannt, deutet kleinere Explosionen an, doch es dauert beinahe zwei Minuten, bis Gender Roles so richtig aufdrehen und eine scharfkantige Mini-Hymne vom Stapel lassen. Hingegen beginnt „Always“ sogleich mit ordentlich Elan, einem Hauch von Swain und einer packenden Hook. Ehe man sich versieht, hat der Refrain schon zugeschlagen und reißt von den Sitzen. Ja, selbst das reduzierte Zwischenspiel, wenngleich etwas überlang, funktioniert, bevor ein unerwartetes 90s-Gitarrensolo die Kirsche auf das Sahnehäubchen klatscht.

Kleinere Überraschungen und unerwartete Wendungen begleiten diese Platte. So beginnt „School’s Out“ wie „New Wave“ von Against Me!, nur um einen Hauch von Gitarrenpop mit Stahlkanten zu torpedieren – übrigens eine recht beliebte Formel, der sich unter anderem auch „Hey With Two Whys“ verschrieben hat. Hier finden die Briten die nahezu perfekte Balance aus Indie und Garage, von einem überlebensgroßen Refrain und sich mehrfach entladenden Gitarrenwänden begleitet. Und dann ist da noch „Bubble“, ihr an der Sechs-Minuten-Marke kratzendes Finale. Von fiesem Pop-Punk über schrammeligen Noise bis hin zu meditativen Zwischenspielen und wuchtigen Breakdowns packen Gender Roles noch einmal alles in einen einzigen, gewaltigen Track. Funktioniert übrigens prima.

Was auch immer man sich von „Prang“ erwartet hat, es trifft gleichzeitig vollends zu und könnte doch kaum weiter davon entfernt sein. Gender Roles haben hörbaren Spaß an ihrer launischen wie lauschigen Gitarrenmucke, an punkigem Esprit, an durchaus räudigem Biss und unzähligen Hooks, welche auch nach mehreren Durchläufen noch komplett unerwartet aus den Boxen fahren. Auf ihrem Debüt präsentiert das Trio aus Brighton allerlei Leckerbissen, Hymnen für Bauchmenschen und angedeutet Kauziges für Querdenker – Indie zum Liebhaben, wenn man denn so will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.08.2019
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

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