Leeroy Stagger – Strange Path

Leeroy Stagger
(c) David Günther

So etwas wie die sprichwörtliche faule Haut scheint es im Wortschatz von Leeroy Stagger nicht zu geben. Der kanadische Alternative-Country-Songwriter kann auf elf Alben und zwei EPs in 17 Jahren zurückblicken, veröffentlichre erst vor ein paar Monaten die feine Americana-Platte „Me And The Mountain“. „Strange Path“ ist das Pendant dazu mit zeitgenössischeren Rock-Sounds, herrlichem Biss und packendem MOR-Gefühl.

Der mal gemächliche, dann wieder herrlich treibende Sound kommt gut. „Jesus + Buddha“ bringt das gut auf den Punkt. Die schroffe, leicht entrückte Gitarre zuckt immer wieder heftig, das durchaus forsche Tempo passt prima zu Staggers Vokal-Akrobatik. Was oberflächlich unzugänglich wirken müsste, macht tatsächlich richtig viel Spaß. Ähnliches gelingt auch „Deeper Well“. Hier werden schroffene Rock-Sounds gegen deutlichere Zuwendung zu Americana und MOR eingetauscht, die flotte Gangart bleibt jedoch erhalten. Das geht in die Beine und lässt richtig schön mitzappeln.

Auch die ruhigeren Momente sind gelungen. Aus dem schwerfälligen „Leonard Cohen Is Dead“ schält sich nach und nach eine bluesig angedeutete Halb-Ballade nebst Trauermarsch, deren ausgedehnter Instrumentalteil samt Gitarrensolo unter die Haut geht. Dort nistet sich auch der fluffige Opener „Mother“ ein. Von balladesken Klängen ist man hier zwar entfernt, das gesetztere Arrangement passt dafür zur euphorischen Herangehensweise und erinnert im besten Sinne an Grandaddy. Mit dem angenehm lauten, stürmischen „Strange Attractor“ und dem traditionell ausgelegten „Hey Hey! (Song Gord)“ finden sich weitere neue Favoriten.

Mit mehr Strom und deutlicher Rock-Präsenz fährt Leeroy Stagger ebenfalls gut. Der nicht nur aktuell unwahrscheinlich kreative Singer/Songwriter lässt auch bei erhöhter Release-Frequenz keinerlei Durchhänger erkennen und reißt von den Sitzen. „Strange Path“ funktioniert in allen Gefühlslagen gut, nimmt das Euphorische, das Überschäumende und das Nachdenkliche gleichermaßen hervorragend mit. Sympathische Songs, tolle Perspektivenwechsel und durchaus verschmitzte Texte geben sich die Klinke in die Hand. Eben ein Album zum Gernehören.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2019
Erhältlich über: True North Records (AL!VE)

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