Johnossi – Torch // Flame
So etwas wie ‚auf der Stelle treten‘ gibt es bei Johnossi nicht. Arbeitete man auf dem letzten Album „Blood Jungle“ mit vornehmlich pop-orientierten Produzenten zusammen, so wollte das schwedische Duo dieses Mal zurück zur rohen Energie der Anfangstage finden. Produziert und gemischt von Pelle Gunnerfeldt, der unter anderem bereits The Hives und Refused veredelte, schloss man sich einen kompletten Monat außerhalb von Stockholm ein, um sich voll und ganz auf den Songwriting- und Aufnahmeprozess zu konzentrieren. Das hat sich gelohnt, wie „Torch // Flame“ zeigt.
Das eröffnende „Hot Thoughts“ gibt die Schlagzahl vor. Vom fiesen, beinahe metallischen Riffs über die punkigen Untertöne bis zum großen, eingängigen und doch scharfkantigen Refrain scheinen John Engelbert und Oskar „Ossi“ Bonde wieder in der Garage gelandet zu sein. „Echoes“ bemüht sich ebenfalls um eine gewisse Schwere und Direktheit. Die singende Gitarre im Mittelteil kommt gut, der zackige und doch relaxte Drive ebenso. Ähnliches nimmt „In Your Eye“ mit, vielleicht noch eine Spur lauter und widerborstiger, aber ebenfalls angenehm breitbeinig angelehnt.
Johnossi aber rocken nicht nur, sondern bemühen sich um gewohnte Vielfalt. Dafür ist unter anderem Mattias Franzén verantwortlich, der auf Tour das Keyboard bedient und erstmals am Songwriting beteiligt war. Das gemächliche und feinsinnige, zwischendurch angenehm eskalierende „CCCcowboys“ und der bewegende, reduzierte Titelsong „Torch // Flame“ sprechen dahingehend Bände. Gerade zweiterer Track überraschend mit balladesker Ausprägung, was zwischen dem durchaus energischen „Longer The Wait, Harder The Fall“ (ebenfalls mit knackiger Keyboard-Präsenz) und dem wilden, angepunkten „The Beat“ doppelt auffällt.
Somit distanziert sich das Duo ein wenig vom etwas poppigeren Vorgänger, ohne dessen Ideen und stilistische Pluralität komplett zu verwerfen. Natürlich rockt „Torch // Flame“ deutlich vehementer, erweist sich letztlich aber als ideale Schnittmenge aus weiten Teilen der illustren Johnossi-Diskographie. Forsche Uptempo-Nummern, geradezu punkiger Esprit und so manche nachdenkliche, (semi-)balladeske Überraschung säumen den nächsten Volltreffer der Schweden, die auch knapp 15 Jahre nach dem Einstand eine verlässliche Bank bleiben.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 28.02.2020
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)
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