SONS – Family Dinner

SONS
(c) Jelle Inghels

Gut Ding will Weile haben, und so mussten SONS wiederholt Anlauf nehmen, um so richtig in Deutschland zu landen. Ihr Debütalbum „Family Dinner“ erschien bereits im Vorjahr in ihrer belgischen Heimat und wurde global gleich digital nachgeliefert. Diverse Festival-Auftritte sollten folgen, der große musikalische Angriff auf die Nachbarländer folgt aber erst jetzt. Nun reicht das Quartett seinen Einstand auch physisch nach und breitet damit herrlich chaotische Rock-Schwingen zwischen Indie, Garage und Psychedelic aus.

Die elf Songs zeichnen sich durch ein hohes Energielevel und kurzweilige Vielschichtigkeit aus. So gräbt sich „Waiting On My Own“ beispielsweise tief in garagenlastige Wunderwelten vor mit einem simplen, zackigen Riff und einer Prise Stooges im Abgang. Im krassen Gegensatz dazu nimmt „Sneaky Snake“ das Tempo komplett heraus und verharrt sechs Minuten in beinahe krautigen Psych-Gefilden mit Soundtrack-Untertönen. Der zäh schleppende Exkurs geht ein wenig an die Substanz und hebt sich komplett vom Rest der Platte ab – nett, wenngleich etwas verzichtbar in dieser XXL-Ausführung.

Zuvor setzt es dafür gleich mehrere kleine und große Perlen. „I Need A Gun“ tänzelt rund um seine manische Gitarre und ein angenehm verworrenes Break, wirkt fast schon funky. „Family Dinner“ zieht hingegen ganz andere Seiten auf, gibt sich düster und unwahrscheinlich laut. Der kleine Noise-Abstecher mit pulsierendem Bass bekommt den Belgiern gut, denn aus der Finsternis entsteigen richtig gute Riffs. Der wuchtige, geradezu voluminöse Rock von „Tube Spit“ unterhält mindestens so sehr wie der punkige Spirit von „Ricochet“, während „Naughty“ und „White City“ als Melodie-Bomben richtig schon durch die Landschaft rumpeln.

„Family Dinner“ ist ein herrlich wütendes, frontales Album mit unruher Energie geworden. Natürlich werden gelegentlich Erinnerungen an dEUS wach – wer auch sonst? – und an Raketkanon. Gleichzeitig etablieren sich SONS als eigene wie eigenständige Entität mit Schmackes und Charme. Durch die Bank kurzweilige Rock-Songs mit einem etwas übertriebenen Psych-Ausreißer, wohlige Unruhe und greifbare Spielfreude machen deutlich, warum die Belgier gern gesehene Gäste auf diversen Festivals sind. Macht von vorne bis hinten richtig Bock auf das Live-Erlebnis.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.02.2020
Erhältlich über: Caroline BeNeLux

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