March – Set Loose

March
(c) Max Fransen

Das gegenwärtige System funktioniert einfach nicht mehr, finden March, und stemmen sich dagegen. Wie sie zu diesem Schluss kommen und warum sie sich laut und deutlich zu intersektionalem Feminismus bekennen? Alleine schon ein Blick in den Social-Media-Alltag sollte als Antwort reichen. Die vier Niederländer*innen zelebrieren forschen, hymnischen Hardcore Punk, der gerne auch mal ins Rockige ausschlägt und Vergleiche mit The Distillers oder The Pearl Harts nahelegt. „Set Loose“, der Titel ihres zweiten Albums, hat was von einem Mission Statement.

Woher diese Vergleiche mit Brody Dalle und Konsorten kommen, macht „Reaper’s Delight“ vor. Klar, das mit Stoner Rock flirtende Riff bricht ein wenig aus dem erwarteten Korsett aus und erinnert an etwas ruhiger Cancer Bats, und doch steckt ordentlich Wucht in diesen 200 Sekunden. Viel typischer ist der Opener „On High Heat“. Sängerin Fleur van Zuilen drischt wild um sich. Als shoutendes Reibeisen verlangt sie verdienten Respekt, nur um im nächsten Moment packende Harmonien zu singen. Dabei reitet sie auf einem Pulverfass mit deutlichem Hardcore-Einschlag, das es in sich hat.

Es bleibt abwechslungsreich und unruhig. „Evil Kicks“ und „Born A Snake“ nehmen die härtere Schiene mit, arbeiten sich im Vollsprint an Hardcore und Punk ab, während zwischendurch etwas ruhigere Punk’n’Roller eingestreut werden. Freilich, ruhig ist relativ zu sehen, denn selbst in den eingängigsten, gemächlichsten Momenten von „She’s A Hurricane“ brodelt es, ganz dem Songtitel entsprechend. Zwischendurch hebt mit „Start Again“ ein kleines Uptempo-Powerhouse ab, durchaus nett und trotzdem von Stahlkanten getragen. Ähnliches gilt für „Fear Of Roses“, ein weiterer unbequemer Exkurs.

Und so wütet es in diesen knapp 33 Minuten nahezu ununterbrochen. Der Finger liegt nicht nur in der sprichwörtlichen Wunde, er bohrt sich immer tiefer hinein. Währenddessen schwimmt sich die Band frei, musikalisch wie textlich. „Set Loose“ ist, nach einem etwas zu braven Debüt, tatsächlich der Raketenstart für March. Das niederländische Quartett schreibt unverschämt gute Hooks, derbe Wellenbrecher und trampelt selbst in den harmonischsten Moment wild darauf herum. Da müssen sich selbst die Distillers bei ihrem Comeback ordentlich strecken.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.03.2020
Erhältlich über: Uncle M Music (Cargo Records)

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