Gerry Cinnamon – The Bonny

Gerry Cinnamon
(c) Paul Gallagher

In Großbritannien, insbesondere Schottland, kennt und liebt man Gerry Cinnamon. Der Storyteller aus Glasgow unterhält mit seinem Mix aus Singer/Songwriter, (Anti-)Folk und Indie, seine Konzerte sind regelmäßig in Rekordzeit ausverkauft und die Charts im Norden gehören ihm. Vier der fünf bislang ausgekoppelten Singles von „The Bonny“ landeten in den Top 10 der schottischen Hitliste, selbst eine erste Nummer Eins gab es bereits, zwischen die sommerlichen Regentschaften von Taylor Swift und Lil Nas X gepresst. Und nun ist auch besagtes Album endlich erhältlich.

Besagter Chart-Topper eröffnet das Album: „Canter“ verpackt eine von Cinnamons zahlreichen Truth Bombs in ein locker-flockiges Upbeat-Arrangement: Alles geht so viel einfacher, wenn zumindest die halbe Zeit kein ganz so großes Arschloch wäre. Wie sich der Track vom flockigen Anti-Folk-Track zum sommerlichen Uptempo-Leckerbissen samt Fußtrommel hangelt, macht Laune. Auch „Sun Queen“ schaffte es beinahe auf den Thron, und zwar aus gutem Grund. Der lässige Folk-Rocker dockt mit seinem eingängigen Refrain ein klein wenig an Lewis Capaldi und Ed Sheeran an, bleibt jedoch unverkennbar Cinnamon.

Diese kurzweilige Stimmung breitet sich über den Rest der Platte aus. „Where We’re Going“ vereint ein abgewandeltes The Cure-Riff mit einer Prise Billy Bragg und unterhält mit poppigen Untertönen, während der Titelsong samt Fußtrommel und Mundharmonika sogar in Richtung Shanty geht. Das flotte, folkige „Mayhem“ macht die Verbindung zu den Tour-Partnern in spe, Dropkick Murphys (die US-Amerikaner coverten kürzlich sogar „The Bonny“ als B-Seite von „Smash Shit Up“), deutlich und grüßt gefühlt Skinny Lister, während der Rausschmeißer „Every Man’s Truth“ die klassische Songwriter-Schule auf sympathische Weise bedient.

Über diesen höchst abwechslungsreichen Songs thront ein sympathischer Sänger mit Händchen für hymnische Songs und unverblümte, sozialkritische Texte. Dazu kommt der mehr als unterhaltsame schottische Akzent – und außerdem veröffentlicht Gerry Cinnamon seine Musik noch über die eigene Plattenfirma ist. „The Bonny“ kassiert Brownie Points satt und ist obendrein eine richtig großartige Platte geworden, die das kurzweilige Debüt „Erratic Cinematic“ sogar zu toppen vermag. Irgendwo zwischen Frank Turner und Beans On Toast sollte ausreichend Platz für diesen tollen Typ sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.04.2020
Erhältlich über: Little Runaway Records (Rough Trade)

Gerry Cinnamon @ Home | @ Facebook
„The Bonny“ @ Amazon kaufen