NOFX vs. Frank Turner – West Coast vs. Wessex

NOFX und Frank Turner kennen sich bereits seit geraumer Zeit, sind einander freundschaftlich verbunden und wollten eigentlich dieses Jahr gemeinsam auf Tour gehen. Das klappte aus bekannten Gründen nicht; ein zweites, von Fat Mike angestoßenes Projekt erblickt nun allerdings doch das Tageslicht. Auf „West Coast vs. Wessex“ covern sich NOFX und Frank Turner gegenseitig – jeweils fünf Songs, jeweils älteres Material und natürlich ordentlich umgekrempelt.
Die erste Split-Hälfte gehört den Punk-Legenden NOFX, die sich älteres Material ihres britischen Kollegen – fast alle Songs sind zumindest zehn Jahre alt – vornehmen und kräftig durch den Fleischwolf drehen. Eines der großen Highlights rotiert bereits seit langem: „Thatcher Fucked The Kids“ wird zum tanzbaren Punker mit Ska- und Skank-Elementen (man sieht Bob Mortimer vor dem imaginären Auge tanzen), dazu kommt ein wenig Mockney von Fat Mike selbst. Ähnlich locker gibt sich zunächst „Substitute“, bevor NOFX das Gaspedal durchdrücken und eine angenehm abwechslungsreiche Hymne aus der Vorlage klöppeln. Das kurze, rasante „Ballad Of Me And My Friends“ darf natürlich nicht fehlen.
Natürlich lässt sich Frank Turner ebenso wenig lumpen und knüpft sich ausschließlich NOFX-Tracks aus den 90ern vor. Mit „Bob“ ist auch einer der bekannteren Songs der Kalifornier dabei, nun zum wehmütigen Country-Tune ummodelliert. Der endlose Singalong brennt sich sofort ein. Eine weitere starke Episode ist „Falling In Love“, für Turner eine, nun ja, Herzensangelegenheit. Die brodelnde und doch fragile Balladenversion geht unter die Haut. „Perfect Government“ hat sich ebenfalls angeboten – ein Text, der auch ein Vierteljahrhundert nach Release bedrückend aktuell ist – dazu kommt mit „Scavenger Type“ ein kurzweiliger Folk-Punk-Abräumer.
Ein gesundes Unentschieden später ist dieses Album abgehakt. NOFX und Frank Turner klingen so, wie man sich das gedacht hat, und machen sich die Tracks des jeweils anderen Mitstreiters komplett zu eigen. „West Coast vs. Wessex“ erweist sich als hochgradig musikalisches und überaus unterhaltsames Statement. Vor dem inneren Auge läuft bereits eine Art Film, wie diese gemeinsame Tour hätte ablaufen können, wie man sich auf der Bühne plötzlich gegenseitig covert. Hoffentlich kommt es 2021 dazu – der Vorgeschmack auf Platte ist schon einmal großes Kino.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 31.07.2020
Erhältlich über: Fat Wreck Chords (Edel)
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