Phoxjaw – Royal Swan

Phoxjaw
(c) Hassle Records

Wo Phoxjaw hindreschen, wächst kein Gras mehr. Und sonst eigentlich auch nichts, denn seit der vor zwei Jahren veröffentlichen Debüt-EP langt das Quartett mit seinem Mix aus Alternative Rock, Post-Hardcore und Stoner/Alternative Metal ordentlich zu. Ihr erstes Album nahmen sie beinahe komplett in Eigenregie und dem Lagerkoller nahe im walisischen Devil’s Bridge Cottage auf. Sämtliche Instrumente spielten die Briten getrennt voneinander ein, die Gitarrenspuren beispielsweise in einem Wäscheschrank. Klingt komisch, funktioniert aber: „Royal Swan“ erweist sich als Volltreffer.

Das kantige, explosive „Triple AAA“ zeigt recht deutlich, wohin die Reise gehen kann und soll. Danny Garland schaltet mühelos zwischen bedrolichem Flüstern und martialischem Gesang – beinahe geschrien, dem Wahnsinn nahe – um, die von klaustrophoben Gitarren umspielten Harmonien im Refrain brennen unter den Fingernägeln. Entsprechend eingängig und doch bedrohlich mutet dieser Exkurs an. Im folgenden „You Don’t Drink A Unicorn’s Blood“ erhöht das Quartett die Schlagzahl, indem es das Tempo herausnimmt. Stoner-Sludge, bratende Alternative-Wände und latenter Wahnsinn ziehen in undurchsichtige, beklemmende Abgründe hinab.

Eine gewisse musikalische Schizophrenie ist diesem Album nicht abzusprechen, doch macht gerade diese Unvorhersehbarkeit die Platte zum kleinen Leckerbissen. Der forsche Stechschritt von „Teething“ mit punkigen Untertönen und durch gefühlt drölfzig Fleischwölfe gedrehter Melodie bleibt ebenso hängen wie das zwischen martialischer Hymne und nahender Katastrophe umschaltende „Half House“. Mit dem überlangen Doppel vor Schluss erklimmen Phoxjaw schließlich ein neues Level der kurzweiligen Weirdness. „Bats For Bleeding“ lässt die Stimmung laufend gen Screamo und Post-Hardcore kippen, rundherum schwingt ein dreckiger Cabaret-Vibe mit. Und „Royal Swan“, der nicht enden wollende Titeltrack, türmt Schicht auf Schicht, reißt alles für unterhaltsame Zäsuren ein und rührt doch wieder Beton an.

Bekanntermaßen liegt Schönheit im Auge des Betrachters, und so dürfte „Royal Swan“ die Lager spalten. Zu eingängig für Metal-Fans? Zu sperrig für Rocker? Zu… alles für alle anderen? Mitnichten, denn gerade dieser weitgespannte Bogen des schmackhaften Absturzes in die wahnsinnige Bodenlosigkeit bekommt dem Phoxjaw-Debüt gut. Charmante Details, unerwartete Höllenritte und zuckersüße Melodien mit im Hintergrund lauernder Peitsche versprechen gekonnt ungemütliche Unterhaltung zwischen ganzen Stuhlfabriken. Der Wandschrank hat seine Schuldigkeit bereits getan.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.07.2020
Erhältlich über: Hassle Records

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