Everything In Boxes – Heather

Everything In Boxes
(c) Fabio Vinci

Erst seit wenigen Jahren dabei und doch schon so energisch: Vor drei Jahren erschien die erste EP des Karlsruher Trios Everything In Boxes. Auf „Merciless Weather“ stützte man sich auf einen kurzweiligen Mix aus Emo, Indie und Punk – melodisch und zugleich mitreißend. Danach ging es unter anderem mit For Them All, Nervus, Hippie Trim und Elm Tree Circle auf Tour. Zuletzt sah es mit Auftrittsmöglichkeiten natürlich eher suboptimal aus, also konzentrierte man sich aufs Songwriting. „Heather“ vereint vier brandneue Tracks in unter zehn Minuten.

Das eröffnende „Stranger In My Skin“ legt in media res los und entpuppt sich als erster von, nun ja, vier Ohrwürmern. Dichte, knackige und zugleich sanftmütige Klanglandschaften betten krachende Gitarren in sympathische Harmonien, ein gewisser Emo-Vibe bleibt omnipräsent, während der Refrain zumindest ein paar Kanten auspackt. Ist das Zuckerbrot mit angedeuteter Peitsche? Auf jeden Fall macht der Track Laune, und das gilt ebenso für das folgende „Darkest Places.“ Ein weiterer herrlicher Chorus breitet seine gewaltigen Schwingen aus, die Punk-Anteile werden mal eben nach oben gefahren, ohne sich dabei selbst zu überschlagen. Gerade der scharfkantige, ausgekotzte zweite Verse unterhält.

„Tight Smiles“ rattert in gerade einmal zwei Minuten durch, bleibt dabei überaus ruhig und gemächlich. Everything In Boxes wollen stattdessen dicke Indie-Melodien auspacken, wie Dinosaur Jr. ohne aufheulende, singende Sologitarre. Gepaart mit butterweichen Vocals, entsteht der nächste Ohrwurm. „Lonely Summer“ bringt zum Abschluss ebenfalls einiges an Harmoniebedürfnis mit – Jimmy Eat World lassen grüßen, die aufbrausenden Untertöne sind ebenso wenig zu unterschätzen. Stellenweise scheint sogar ein Hauch von Midwest durch das Arrangement zu wehen.

Und dann ist diese EP schon wieder vorbei, natürlich viel zu schnell und die Repeat-Taste sogleich in den Endlosmodus schickend. Vielleicht gibt es hier nicht übermäßig viel Neues zu hören – weder quantitativ noch angesichts diverser Vergleiche – doch sagen Everything In Boxes in gebotener Kürze alles. Vier richtig starke, kompakte Songs mit bewegender Kante und dem einen oder anderen doppelten Boden bleiben sofort hängen, gehen auch nach Tagen nicht weg. Nach „Merciless Weather“ ist „Heather“ die zweite Talentprobe – davon hoffentlich bald mehr in dieser Form und auf Albumlänge.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.01.2021
Erhältlich über: iwishicouldstay

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