The Offspring – Let The Bad Times Roll

The Offspring
(c) Daveed Benito

The Offspring und neue Musik, das hatte zuletzt Seltenheitswert. Das letzte reguläre Album „Days Go By“ erschien 2012, die Single „Coming For You“ liegt immerhin sechs Jahre zurück. Seither gab es diverse Touren, Album-Verschiebungen und den unrühmlichen Abgang von Gründungsmitglied Greg K. Und doch wollen es die Cali-Punk-Urgesteine noch einmal wissen. „Let The Bad Times Roll“ vereint zwölf mehr oder minder neue Tracks, über die letzten Jahre gesammelt und abermals mit Produzenten-Veteran Bob Rock aufgenommen. Kann das gut gehen?

Es gibt Faktoren, die dagegensprechen. Besagtes „Coming For You“ hat es beispielsweise auf die ohnehin recht kurze Platte geschafft, macht bei allem Alter als kurzweiliger Midtempo-Track mit ein paar Singalongs dennoch Laune. Die Piano-Version des Klassikers „Gone Away“, die seit geraumer Zeit auf Konzerten gespielt wird, greift selbstverständlich tief in den Schmalztopf, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Sie stammt nicht von Five Finger Death Punch. Dazu kommen kurze Einschübe, wie die abschließende Reprise „Lullaby“ und die eigenwillige Neuinterpretation von Edvard Griegs „In The Hall Of The Mountain King“. Was ist denn hier kaputt?

Eigentlich… nichts, denn rundherum packen The Offspring gut- bis hochklassige Songs aus. Das wunderbare harte Doppel „The Opioid Diaries“ und „Hassan Chop“, das ein wenig an „Da Hui“ erinnert, beschwören die Bestform der 90er-Jahre hervor, während das sarkastische „We Never Have Sex Anymore“ mit seinen Blechbläsern wie ein Update von „Why Don’t You Get A Job?“ wirkt. Den unverschämt eingängigen, zuweilen tanzbaren Titelsong kennt man bereits, ein zweiter Blick auf den pointierten politischen Kommentar lohnt. Dazu kommen richtig starke (Punk-)Rock-Songs Marke „Army Of One“ und „This Is Not Utopia“, die sich mit einfachen und vertrauten Mitteln sofort einbrennen.

Ja, The Offspring können es noch. „Let The Bad Times Roll“ ist alles andere als perfekt, so ehrlich muss man sein. Mit etwas über 33 Minuten fällt das zehnte Studioalbum ohnehin eher kurz aus, wobei mit dem nach wie vor guten „Coming For You“ und dem okayen „Gone Away Requiem“ ordentlich älteres Material am Start ist. Aber: Das stört tatsächlich nur bedingt, denn abgesehen von ein bis zwei mauen Momenten macht die neue Platte Laune. Freilich darf man sich keinen Klassiker im Geist der Hochphase aus den 90ern, doch stimmt die Form absolut. Keine Peinlichkeiten à la „Cruising California“, dafür der eine oder andere Hit und ein paar muskulöse Erinnerungen an die große Klasse von The Offspring – unterm Strich ein richtig gutes Alterswerk mit vielen unterhaltsamen Momenten und somit eine mehr als positive Überraschung.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 16.04.2021
Erhältlich über: Concord Records (Universal Music)

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