Kosmodome – Kosmodome

Kosmodome
(c) Kosmodome

Von der Riff-Brigade zur großen Prog-Hoffnung: Kosmodome um die beiden norwegischen Brüder Sturle und Severin Sandvik gelten als neue Hotshots im psychedelisch veranlagten, von den 60er Jahren geprägten Subset der ausladenden Gitarrenmusik. Obendrauf setzt es Stoner- und Alternative-Ansätze für ein wenig moderne Würze, dazu Texte über Vielfalt und Außenseiter. Das erste Album heißt ebenfalls „Kosmodome“ und bemüht sich um starkes Storytelling, gepaart mit Atmosphäre. Ob dieses Selbstbewusstsein auch musikalisch umgesetzt werden kann?

Tatsächlich klappt das hervorragend. Im „Waver“-Doppelpack toben sich die Sandviks so richtig aus. Gerade der erste Abschnitt macht das Stoner-Naheverhältnis deutlich mit ordentlich Druck und einem süffigen Riff, das sofort im Ohr bleibt. Je länger der Track dauert, desto mehr setzt sich Entfremdung durch, verschieben sich die Vorzeichen gen Psych-Prog mit leidenschaftlichem Gesang. Wie diese dicke Gitarre gegen das spacige Gefühl kämpft, unterhält. „Waver II“ bemüht sich hingegen um mehr Lässigkeit, nimmt das Tempo über weite Strecken raus für instrumentale Kunst, für psychedelische Flächen, lässt den Track atmen.

Diese Verspieltheit kommt unter anderem auch in „Orbit“ durch. Das große Finale nimmt fast neun Minuten in Anspruch und reizt jede Sekunde hervorragend aus. Ausdauernde Detailarbeit bleibt im Ohr, die feinsinnigen Zwischentöne geben dem Song eine herrlich berührende Schlagseite. An einem von vielen Höhepunkten tritt ein wenig Gesang an die Oberfläche, sorgt für Formvollendung. Natürlich darf ein falsches Ende nicht fehlen. Zwischendurch sorgt das vergleichsweise kurze, knackige „Hypersonic“ für ruppige Laune. Der spacige Rocker lässt sogar die eine oder andere Hook zu.

Eigentlich setzen Kosmodome keine sonderlich revolutionären Duftmarken, doch funktioniert die kleine Variation eines vertrauten Themas prima. Die Hinzunahme von Stoner-Riffs – konzentriert eingesetzt als kleine Highlights hier und da – geht auf, die spacigen und psychedelischen Flächen brennen sich sofort ein. Zwischen Retro-Charme und forcierter Intensität rennen die norwegischen Brüder offene Türen ein und verstehen es dabei dennoch, sich auf die ruhigen, die zarten, die warmherzigen Töne zu konzentrieren. „Kosmodome“ ist Prog, ohne komplett Prog zu sein, und genau das reißt mit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: Karisma Records / Plastic Head (Soulfood Music)

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