The Hard Quartet – The Hard Quartet

The Hard Quartet
(c) Atiba Jefferson

Natürlich horcht man bei diesen Namen erst einmal auf: Stephen Malkmus (Pavement), Emmett Kelly (The Cairo Gang), Matt Sweeney (Superwolf) und Jim White (Dirty Three) machen gemeinsame Sache. Als The Hard Quartet finden sie ihre ureigene Form des Rock’n’Roll, die natürlich zu gewissen Teilen vertraut klingt, irgendwie aber auch nicht. Die vier Musiker wollten sich vollends aufeinander verlassen. Jede Idee wurde verfolgt, egal wie abwegig und ungewöhnlich. Entsprechend klingt das gemeinsame Album, schlicht „The Hard Quartet“ betitelt, wie die Summe der einzelnen kreativen Teile und holt die Herren dennoch wiederholt aus der eigenen Komfortzone.

Hier steht der Spaß an der Musik im Vordergrund, die Lust am gemeinsamen Suchen, Finden und Ausprobieren, und das ist im besten Sinne nicht zu überhören. Tracks wie „Renegade“ geben Stoff, fallen richtig schön dreckig und überdreht aus, punkig bis noisig, geradezu ungestüm. Ein „Chrome Mess“ erinnert in seiner atemlosigen Hibbeligkeit an Bright Eyes und diverse Nebenschauplätze, dreht zusehend am Rad und findet Harmonie inmitten des Chaos, das ein „Action For Military Boys“ in einen herrlich schwerfälligen Stomper umwandelt. Blues-Synergien und verschwitzter Hard Rock kollidieren mit schrulligen Indie-Weisheiten – ein Kuriosum, das mindestens drei unterschiedliche Songs zusammenführt.

Je länger das Album dauert, desto ruhiger wird es, mit dem abschließenden „Gripping The Riptide“ als Höhepunkt. Die Weisheit liegt in den Zwischentönen, die Shoegaze und Folk mit Post-Beiläufigkeit vermengen und den Leerraum zum kunstvollen Herzschlag erklären. Dass ausgerechnet ein Track mit dem Titel „Killed By Death“ so freundlich rüberkommt, passt ins Bild. Sweeney erinnert hier an seine Superwolves-Platten, verschmitztes Grinsen inklusive. Das taucht auch in „Our Hometown Boy“ auf, wenngleich der lautmalerische Alternative-Ansatz mit Breitwand-Gitarren kaum anders klingen könnte. Etwas später schleppt sich „North Of The Border“ mühsam voran und droht vor dem eigenen Weltschmerz zu kapitulieren – eine große, kleine Stunde Kreativkunst.

Mal jenseitig, mal schrullig, dann wieder voller Herz und Energie: The Hard Quartet zelebrieren die Musik und die Freundschaft mit einer Platte, die sich bewusst, die sich offensiv gegen vorhersehbare Gleichförmigkeit stellt und auch dem eigenen musikalischen Erbe gerne mal ein Schnippchen schlägt. Selbstverständlich ist nie so ganz zu überhören, wer hier mitwirkt, das wäre auch verkehrt, doch spielen Malkmus, Kelly, Sweeney und White nicht einfach nur die Hits runter, sondern wagen etwas, stellen das Gemeinsame in den Mittelpunkt und brechen Formel selbstbewusst auf. Das Ergebnis braucht den einen oder anderen Anlauf, klar, macht aber auch unheimlich viel Bock, sobald hier alles zusammenfindet. Starker Einstand mit derben Widerhäkchen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Matador Records / Beggars Group (Indigo)

Website: thehardquartet.com
Facebook: www.facebook.com/thehardquartet