Militarie Gun – All Roads Lead To The Gun
Vor zwei Jahren gegründet und schon mächtig im Geschäft: Militarie Gun genießen aktuell einen verdienten steilen Aufstieg, der ihren rohen wie eingängigen Sound in neue Sphären hievt. Das Quintett aus Los Angeles ist gerne laut und schroff unterwegs, verbirgt jedoch Eingängigkeit in den Untiefen ihrer Präsentation und bedient sich in unterschiedlichsten musikalischen Welten – Hardcore, Punk, Alternative und sogar HipHop. Die Deluxe-Ausgabe von „All Roads Lead To The Gun“ fasst nun ihre ersten beiden EPs sowie vier brandneue Tracks zusammen.
Diese kommen am Ende der Platte: „Let Me Be Normal“, der einzige dieser Songs ohne Gast, geht mit beißendem Druck voran. Erinnerungen an PUP werden wach, wenn sich eine dicke Hymne aus dem leicht rüpelhaften Punk-Schmäh schält. Hingegen bricht „Can’t Get None“ mit sämtlichen Erwartungen. Der Track mit MSWHITE spielt mit HipHop- und sogar Industrial-Einflüssen. Das rein akustische, britpoppige „I Can’t Stand Busy People“ und das melancholisch-treibende „Pull It Out“, beide mit Woolworm, bringen ebenfalls neue Facetten ein.
Was sich nämlich davor abspielt, was das bereits bekannte Material abspult, bewegt sich zumeist in deutlich lauteren Gefilden. Daran ändert auch die zarte Gitarre in „Stuck In A Spin“ rein gar nichts; rundherum geht die Faust gen Himmel. „Ain’t No Flowers“ trägt das Fehlen etwaiger Nettigkeiten bereits im Titel, geht wunderbar dissonant nach vorne. In der etwas noisigeren, verkopften zweiten Hälfte erinnern die US-Amerikaner kurz an Cassels. Im Titeltrack „All Roads Lead To The Gun“ kommt abermals das Unbequeme, das Ungeschliffene am Sound von Militarie Gun durch, im besten Sinne.
Exakt das, eben jene Eigenwilligkeit bleibt im Ohr. Eigentlich kommen Militarie Gun hörbar aus der härteren Ecke, verschieben Fokus und Vorzeichen jedoch mit jedem neuen Song etwas. Komplette Entstellung, dicke Hymne, Crossover-Experiment, Staub und Dreck umgarnen die zwölf Tracks auf „All Roads Lead To The Gun“, die sich natürlich zwischen den Stühlen wohlfühlen, die selbstverständlich auch in eingängigsten Momenten Gift und Galle über das Gemüt ergießen. Harmonie inmitten ärgster Widrigkeiten, das macht irgendwie Laune. Für Militarie Gun kann das nur der (erfolgreiche) Anfang sein.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 21.10.2022
Erhältlich über: Loma Vista Recordings
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