Holmes – Burning Bridges

Holmes

Ob Holmes den traditionell US-amerikanischen Americana-Sound nach Skandinavien getragen haben, wie es der Rolling Stone vermutet, lässt sich freilich anzweifeln. Fest steht jedoch, dass die sechs Schweden mit ihrer grandios fragilen Mischung aus Folk und melancholischem Indie Pop den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen haben. „Burning Bridges“, ihr viertes Album seit 2007, steht dem viel umjubelten „Have I Told You Lately That I Loathe You“ in nichts nach und deutet dabei gleichzeitig an, dass mehr Instrumente nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem volleren, gar überladenen Klangbild sind.

Viel mehr setzen Holmes 2012 noch stärker auf leise, deutlich nachdenklichere Töne und Johan Björklunds fantastische Stimme, die unheimlich zerbrechlich und doch so kraftvoll wirkt. „Brothers“ eröffnet das Album mit aller Vorsicht und einem Hauch von Schifferklavier. Nachdenklichkeit, Sehnsucht und Fernweh schwingen in diesen gut vier Minuten mit, lassen den Blick jenseits des Horizonts schweifen. In „I Will Never Be Free“ hingegen deutet man zwar Uptempo an, belässt es jedoch bei besonderer Eindringlichkeit und fordernden Vocals. Ob diese Samsa’sche Verzweiflung Americana-tauglich ist, ist letztendlich auch egal. Sympathisch sind jedoch die kurzzeitig auftretenden Gitarren, die in ihrer Distortion ein wenig an „Popplagið“ erinnern.

Die Video-Auskopplung „Debris“ wurde hingegen tief in der zweiten Albumhälfte versteckt, wohl weil der kurzzeitig auftretende Hauch von Euphorie kaum zum Rest der Platte passt und binnen Sekunden wieder verschwunden ist. Band Of Horses und Tusq lassen grüßen. Gerade zum Ende hin werden Holmes so richtig stark. Das semi-akustische „Vinter“ brilliert mit isländischer Magie, während „Waiting“ ein weiterer dieser seltenen, positiv instrumentierten Momente ist, in dem die Schweden die Fesseln der irdischen Sphären für kurze Zeit abzulegen vermögen. Highlight des Albums ist jedoch ohne Frage „Captain Weakheart“, das sich über die sorgsam instrumentierten, an Helgi Jónsson erinnernden Strophen über einen großartigen Pop-Moment in Lockerbie-Tradition hin zu einem ausladenden Post Rock-Finale steigert, das nach acht Minuten ein viel zu schnelles Ende findet.

Auch wenn sich die besten Songs relativ weit hinten versteckt haben, ist „Burning Bridges“ zu Beginn alles andere als schwerfällig. Ausfälle gibt es keine, Langeweile ist für die sechs Schweden ein Fremdwort. Auf ihrem vierten Album klingen Holmes in etwa so, als ob sich Sigur Rós an einem Folk-Pop-Album versuchen würden, gerade was die Gesangsmelodien und die gelegentlich durchscheinenden, episch angehauchten Klangteppiche betrifft. „Burning Bridges“ ist eine angenehm ruhige, nachdenkliche Platte geworden, die in ihren wenigen euphorischen Momenten glänzt, seine tatsächliche Kraft aber aus dem unablässigen Blick in die Ferne bezieht, und gerade mit dieser Kombination unter die Haut geht.

VÖ: 13.04.2012
Black Star Foundation (Cargo Records)

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