Helgi Jónsson – Big Spring

Helgi Jónsson

Acht Monate ist es mittlerweile her, dass Helgi Jónsson mit der EP „Blindfolded“ einen Nachfolger für das charmante 2009er-Album „For The Rest Of My Childhood“ ankündigen wollte. Fast spannender ist jedoch, was sich rundherum zugetragen hat. Nicht nur, dass der Isländer mit Tina Dico („Head Shop“, „Sacre Coeur“) auf Tour war, er war zuletzt an einem Nummer-Eins-Hit der Dänin in deren Heimat beteiligt. Kein Wunder, dass sie sich auf „Big Spring“ revanchiert und ein musikalisch überaus breitgefächertes Album veredelt hat.

Dico hat an mehreren Songs mitgeschrieben, zu hören ist sie in zwei. In der Single „Darkest Part Of Town“ hält sie sich relativ zurück, übernimmt Backings und die gelegentliche Zweitstimme, lässt das flotte Pop/Rock-Stück leuchten, nach einem potentiellen Radiohit klingen. „Careful People“ hingegen entpuppt sich als tatsächliches Duett, rein akustisch instrumentiert, begleitet von Gitarre und Piano. Die Stimmfarben harmonieren hervorragend miteinander, es setzt sympathische Folk-Klänge, getragen von einer beinahe spirituellen Atmosphäre. Ganz klar: Tina Dico und Helgi Jónsson könnten gemeinsam ein ganzes Album füllen.

Natürlich entfaltet Jónsson auch im Alleingang seine Magie, dieses Mal stilistisch noch breiter aufgestellt. „Salt“ beispielsweise bietet sanfte, beruhigende Singer/Songwriter-Klänge mit Gesangsmomenten, die einmal mehr an Jónsi erinnern. „Passport No Passport“ hingegen entpuppt sich als fieser Synthi-Rocker mit mächtig Distortion und Combichrist-ähnlichen Breitseiten, ohne jedoch den großartigen Song darunter zu entstellen. „Stuck In Traffic“ überrascht mit dezenten Reggae-Anleihen und sommerlicher Leichtigkeit. Großartig vor allem das Finale: „The Pond“ und „The Lake“ wirken wie ein Lied, beleuchtet von zwei unterschiedlichen Seite – der eine etwas schroffer und intensiver (Post Rock mit wuchtigem Finale), der andere fragil und in sich gekehrt.

Einmal mehr gelingt Helgi Jónsson ein magisches Album. Was „Blindfolded“ bereits angedeutet hat, wird auf „Big Spring“ nun zelebriert: Mehr Pop, mehr Experimente, immer noch mehr als ausreichend fragil schöne, rührende Momente. Das Zusammenspiel einer einzigartigen, dennoch wohl typisch isländischen Stimme (wenn es so etwas denn gibt), und fantastischen Song sorgt für eine weitere, überaus lohnenswerte musikalische Reise, die Tina Dico überaus gewinnbringend begleiten darf. Abschließend darf man sich – zwischen all diesen Superlativen – gerne noch einmal wiederholen: Ein gemeinsames Album des Isländers und der Dänin könnte magisch werden. Ebenso magisch wie „Big Spring“.

VÖ: 16.09.2011
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