Beth Ditto – EP

Beth Ditto

Eigentlich war es ja eine einfache Rechnung: Nachdem Gossip mit dem Chart-Dauerbrenner „Heavy Cross“ den Durchbruch in Deutschland geschafft hatten, sollte die Kollaboration „Cruel Intentions“ von Sängerin Beth Ditto und dem britischen Electro-Duo Simian Mobile Disco durch die Decke gehen. Tat sie aus unerfindlichen Gründen aber nicht. Dennoch haben die beiden Parteien für Beth Dittos ersten Solo-Output erneut zusammengearbeitet. Vier dezent angehouste Songs für den (Pop-)Dancefloor gibt es unter dem schlichten Banner „EP“.

Mit einer simplen Bassline, die entfernt an „Another One Bites The Dust“ erinnert, eröffnet „Open Heart Surgery“ die zweite Runde der eingetragenen Ditto- / SMD-Partnerschaft. Stimmlich hält sich Gossip-Dame relativ zurück, lässt ihr beeindruckendes Stimmvolumen nur selten aufblitzen. Stattdessen wird es leicht housig, schön verspielt und hochgradig eingängig im Refrain. „Goodnight Good Morning“ setzt dem noch einen drauf. Sieben Minuten verträumte elektronische Musik, sehr detailreich, butterweich, lieblich und sanft in die Ferne entschwindend – Magie pur von einem wahren Powertrio.

Nach diesem nicht zu überbietenden Höhepunkt ist aber keineswegs Ernüchterung angesagt, auch wenn in Form von „Do You Need Someone“ der widerspenstigste Track folgt. Die Bassline hängt ein wenig hinter dem restlichen Arrangement nach, die Melodie wirkt zerfahren, der Beat sehr retrolastig. Dittos überraschend kauzige Stimme hält dieses Konstrukt allerdings perfekt zusammen und verklärt es zu einem Kunstwerk. Das mit vier Minuten Spielzeit beinahe radiotaugliche „I Wrote The Book“ liefert einen perfekten 90er-Abgang mit einer Melodie, die an bittersüße Keyboard-Albträume an längst vergangenen Zeiten erinnert. Irgendwo trashig, irgendwo charmant.

Auch wenn Beth Ditto und Simian Mobile Disco nach den ersten beiden Songs eigentlich alles gesagt haben, überzeugt die gemeinsame EP auch auf der B-Seite mit etwas experimentelleren Tracks durchaus. Die beiden Briten mögen es eben nicht nur eingängig, sondern auch schön kauzig mit herausfordernden Soundspielereien. Beth Ditto kann mit ihrer Mörderstimme, die sie ausnahmsweise stark zügelt, sowieso alles vergolden. Passt wie Arsch auf Eimer.

4/5
VÖ: 04.03.2011
Deconstruction Records (Sony Music)

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