RoToR – Fünf
Wort- und sprachlos stürzen sich vier Berliner auf ihr fünftes Album. Was mediale Präsenz betrifft, üben sich RoToR in vornehmer Zurückhaltung und lassen stattdessen die Musik für sich sprechen; und das dafür umso besser. Beinahe fünf Jahre hat es letztlich gedauert, um „Fünf“ – die Nummerierung der eigenen Releases wird nun in ausgeschriebener Form fortgesetzt – einzuspielen und zu veröffentlichen. An der rein instrumentalen, mitreißenden Präsentation hat sich allerdings nichts geändert.
Ihre acht gesangsbefreiten neuen Songs tragen solch ungewöhnte Titel wie „Herrengedeck“, „Fette Kette“ oder „Rabensol“. Ein Anhaltspunkt für den zu erwarteten Sound? Ja und nein: Abermals bewegt sich der rein instrumentale Sound zwischen Prog, Psychedelic, Stoner und Krautrock. Anfangs angedeutete Motive tauchen immer wieder auf, verlieren sich aber mehr und mehr in endlos erscheinenden, anspruchsvollen James. Befeuert von einer ungemein dynamischen Rhythmusabteilung, spielt sich die Band in einen Rausch, lässt angriffslustige Gitarren neue Ufer erkunden.
Vielleicht lässt sich doch ein Song herausgreifen, der smarte Rausschmeißer „Weltall Erde Rotor“. Stetig deuten die Berliner den großen Ausbruch, eine förmliche Explosion an, fangen sich aber im rechten Moment und besinnen sich auf krautige Psychedelic-Sounds. Mal übernimmt das Schlagzeug die Führung, dann drängt sich ein markanter Basslauf in den Vordergrund. Wieder übernimmt ein knackiges Riff den Vorsitz, schließlich taucht sogar eine Orgel auf und geleitet gen Abgang.
Die Kunst hieran, wie auch am Rest des Albums: jegliche Bewegung geschieht organisch. In keiner Sekunde drängt sich der Eindruck auf, RoToR würden des Muckertums wegen ihre kompositorischen Rundreisen wagen. Von seelenloser Mechanik ist ebenso nichts zu spüren wie von dem Verlangen, sich gegenseitig zu übertreffen. Auf „Fünf“ greift jedes Rädchen ineinander und entführt in autarke Gedankenwelten. Der Hörer wird zur Stimme, wird getragen und verleiht den Arrangements Bedeutung – eine gewohnt aufregende, unterhaltsame Klangreise.
Fünf
VÖ: 18.09.2015
Noisolution (Indigo)
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