The Dead Sound – Cuts

Ende vergangenen Jahres schrieb Love A-Schlagzeuger Karl Brausch erste Demos für ein herrlich düsteres Soloprojekt, auf der Bühne gemeinsam mit Bandkollege Dominik Mercier – die beiden spielen auch gemeinsam bei Matches – und Lars Borrmann von den mittlerweile aufgelösten Freiburg umgesetzt. Mittlerweile sind The Dead Sound eine Band, mit Crazysane Records wurde das passende Label gefunden. Auf dem Einstand „Cuts“ finden sich neun hibbelige, bedrohliche Tracks zwischen Post Punk, Dark Wave, Shoegaze und krautigem Psychedelic Rock.
Erinnerungen an A Place To Bury Strangers und The KVB werden wach, wenn The Dead Sound ihre alles andere als tote Mucke anstimmen. „Into The Dark“ zuckt heftig und lässt die Gitarre mit spezieller Distortion erklingen, bevor sich die reduzierte Strophe aus dem Dickicht erhebt. Fieberhaft angeschlagener Bass und lakonische Vocals begleiten durch Noir-Gefilde, der Refrain zeigt sich bestenfalls einen Tacken rockiger – unterkühlt und doch so packend. In weiterer Folge packt das Trio den Synthesizer aus und verhilft „No Tomorrow“ zu gespenstischer Atmosphäre. Der beklemmende Soundmix scheint minutenlang in krautiger Starre zu verharren, nur selten bricht man aus dem selbstgeschnürten Korsett aus. Wie in Trance blubbert die Band durch dieses angenehm kaputte, abgefuckte Kleinod.
Als Grenzgänger fühlen sie sich besonders wohl, das zeigt sich auch in „Here With You“. Die Mischung aus schroffem Post Punk und filigraner Melodik lässt sich bei Holy Esque verorten. Urplötzlich erfolgt der Übergang von semi-balladesken Klängen zum finsteren Refrain, das Nervenkostüm erzittert. „Do You Fear?“ fragen The Dead Sound gleich zu Beginn – etwas provokant, wohl aber sinnvoll. Krautgaze mit dickem Synthie-Teppich flirrt mit beklemmender Konstanz aus den Boxen, die bissige Gitarre mit Punk-Esprit in der letzten Minute macht hingegen alles platt. Zwischendurch bemüht sich „Kill This Love“ um Harmonien und Pseudo-Pop, nur um sogleich die nächste Abzweigung gen Wahnsinn zu nehmen.
Lineares Songwriting hat bei The Dead Sound keine Chance, aber gerade das macht sie so spannend. „Cuts“ ist wie Karies mit Weichzeichner, wie Depeche Mode mit Stahlkanten, wie Killing Joke kurz vor „Pandemonium“. Jeder einzelne Track geht direkt unter die Haut, bohrt sich dort fest und fördert Unerwartetes zutage. Von der versuchten Halb-Ballade über den forschen Post-Punker bis zum krautigen Wave-Wahnsinn spuckt das Trio reihenweise Perlen aus. So schön kann unorthodox klingen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 19.07.2019
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)
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