Matt Costa – Yellow Coat
Mit seinem charmanten Auftreten und einem Strauß sympathischer Songs konnte sich Matt Costa schnell ein veritables Publikum aufbauen. Einst von No Doubt-Gitarrist Tom Dumont entdeckt und gefördert, veröffentlichte der 38jährige Kalifornier bislang vier Alben sowie unzählige Kleinformate. Die letzten beiden Jahre verbrachte er fast durchgehend auf Tour, zudem ging eine fast ein Jahrzehnt andauernde Beziehung in die Brüche. „Yellow Coat“ befasst sich mit diesem Herzschmerz, auch wenn man das vielleicht nicht immer gleich hört.
Die Songs an sich – wie üblich irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Indie und Folk angesiedelt – könnten kaum bunter und schillernder sein, sofern das mit Costas Understatement möglich ist. „Avenal“ eröffnet mit einem dominanten Drum-Pattern, einer locker angeschlagenen Gitarre als Gegenpol und butterweichen Vocals. Viel Gefühl und Leichtigkeit basteln den ersten von vielen Ohrwürmern. In diese Kategorie fällt auch „Let Love Heal“, insgesamt eine Spur schwerfälliger und folkiger angesetzt. Nachdenkliche Gemächlichkeit mit Piano- und Streicher-Einsatz bläst das Arrangement weiter auf und kreuzt die Bright Eyes mit einem Hauch von Crooner-Charme.
„When The Avalanche Comes“ verbindet frühlingshafte Leichtfüßigkeit mit einer feinen Prise Melancholie. Die ganzen viereinhalb Minuten über wartet man darauf, dass Costa sich komplett von irdischen Sphären löst, und doch bleibt er bei allen hoffnungsvollen Tönen fest am Boden, wird immer wieder zurück zur Erde gezogen. Dieser Spagat kommt mindestens so gut wie die butterweiche, fragile Ballade „Last Love Song“ mit ihren dicken Harmonien. „Slow“ ist das krasse Gegenteil, richtig schön laut und leidenschaftlich, als würden Travis einen Lovesong aus den 60s covern.
Ein gewisser Widerspruch besteht über weite Strecken und wird nicht aufgelöst: Matt Costa schreibt zarte Songs über die Liebe und kämpft dabei stets mit dem hässlichen Ende einer solchen. Spricht nun Hoffnung oder Verzweiflung aus den neuen Tracks? Nun, das lässt sich nicht so einwandfrei sagen, und gerade darin liegt der Reiz von „Yellow Coat“. Sympathische, gekonnt geschliffene Songperlen nehmen in den Arm, trösten, machen Mut und zelebrieren verhalten euphorische Leichtigkeit. Dahinter steckt eine zweite Bedeutungsebene, und gerade die macht ein gutes Album richtig stark – Costa in gewohnt bestechender Form, wiewohl man ihm mehr emotionale Schwerelosigkeit wünschen möchte.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.10.2020
Erhältlich über: Dangerbird Records (Bertus)
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