Paolo Nutini – Sunny Side Up

(c) Kevin Westenberg

Beim Tribute an Atlantic-Gründer Ahmet Ertegun – den meisten Musikfans als großes Reunionkonzert von Led Zeppelin geläufig – ist ein schottisch-italienisches Greenhorn mit viel Soul und musikalischer Intelligenz aufgetreten, um zahlreichen arrivierten Künstlern die Show zu stehlen. Paolo Nutini gilt als größte Atlantic-Entdeckung der letzten Jahre, war aber ein wenig enttäuscht, als man ihn mit seinem Debütalbum nebst James Blunt und James Morrison stellte. Schließlich ist er ja ein fantastischer Soul- und Folkkünstler, wie man auf „Sunny Side Up“ hört.

Eher mainstreamige Soul-Pop-Gassenhauer sind auf „Sunny Side Up“ nicht zu finden. Stattdessen eröffnet „10/10“ als tanzbarer Reggae-Song mit leichtem Ska-Einschlag. Ganz großes Kino, schräg angehaucht und sehr retrolastig. „Coming Up Easy“ zeigt sich hingegen von seiner schmusigen Seite, wirft sachte Küsse zu. Die Vorabsingle „Candy“ ist sicherlich noch am ehesten als Auskopplung tauglich – zu treibenden Drums gibt es eine herzerwärmende Liebeserklärung mit ausuferndem Schlussabschnitt.

Nicht nur musikalisch, auch stimmlich hat sich bei Paolo Nutini einiges getan. Es liegt nicht nur an der Produktion, dass er älter, reifer wirkt, gleichzeitig eine Spur verschmitzer. Tongue-in-cheek, würde man wohl sagen. Vor allem beeindruckt aber die Spannbreite zwischen einer Akustikballde wie „Tricks Of The Trade“ – ergreifend hoch Zehn – und dem darauf folgenden Jazz-Wunderwerk „Pencil Full Of Lead“. Witzig, schmissig und herrlich antiquiert – ganz großes Kino. Gegen Ende des Albums kehrt Nutini in sich. „Chamber Music“ und „Worried Man“ (Johnny Cash lässt grüßen) gehen unter die Haut.

Es fällt schwer, sich „Sunny Side Up“ zu entziehen. Natürlich weicht Paolo Nutini sehr deutlich von der (verhältnismäßig) massentauglichen Schiene seines Debüts ab, ein zweites „New Shoes“ findet sich hier nicht. Stattdessen zeigt er sich geschickt als Folk-, Country, Soul- und Indie-Barde, tanzt sich durch Reggae- und Jazz-Hymnen. Eben ein ganz Großer, der kleine Schotte.

VÖ: 05.06.2009
Atlantic Records (Warner Music)
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