Mojo Fury – The Difference Between

Mojo Fury

Es sind seltene Momente wie diese, in denen man beobachten kann, wie die Summe der einzelnen Teile ein großes, überwältigendes Ganzes ergeben. Mojo Fury beißen sich seit geraumer Zeit durch die nordirische Musiklandschaft und benötigten ganze fünf Jahre, bevor sie 2011 ihr Debütalbum „Visiting Hours Of A Travelling Circus“ auf den Markt schmeißen wollten und konnten. Eine alte Weisheit besagt, dass man sich für das ach so schwierige zweite Album nicht zu viel Zeit lassen darf. Nun bringt das Quartett aus Lisburn „The Difference Between“ an den Start – ‚Difference‘ im Sinne eines Unterschieds zu anderen Bands der Region, denn die wahnwitzige Mischung aus Prog, Alternative Rock, Post-Hardcore und Wohlfühl-Pop kannte man in dieser Zusammensetzung zuvor nicht.

Der Raketenstart zu Beginn passt ins Bild: Mojo Fury heben mit „Safe In The Arms Of Sound“, einer Art Ouvertüre für ihr zweites Album, sinnbildlich ab mit verträumten Melodien und druckvollem Steigerungskonzept, das schließlich in das ungewöhnliche „Origami Bird“ mündet. Das flache Drum-Intro erinnert eklatant an „Teenage Kicks“, was jedoch danach folgt, wirkt wie eine Mischung aus den elektronischeren Muse-Tracks der jüngeren Vergangenheit sowie der Aufbruchsstimmung von Dúné – zwei Bands, die imaginäre Paten für diese Platte gewesen sein könnten. Verschrobene, sekundenlange Gitarren-Einschübe und kauzige Vocals repräsentieren den Post-Hardcore-Anteil, der zwar die Pop-Ambitionen dieses Liedes nicht wesentlich stören, wohl aber mit geschmackvoller Bosheit lautstark auf sich aufmerksam machen. Sogar für ein wenig Jimmy Page-Rock ist zwischendurch Zeit, selbst Britpop Marke Blur findet hier statt.

„The Difference Between“ ist eine kunterbunte Platte, ein Sammelsurium an Ideen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit eng miteinander verbunden sind. So funktioniert zum Beispiel der Glam-Sex von „Money Body Body Money“ – Kings Of Leon treffen auf Primal Scream treffen auf Slade – prima neben der druckvollen Post-Prog-Hymne „The World Apart“, einer Halb-Ballade wie „To Comprehend“ und der unterkühlten Magie von „Iris Influential“. Mojo Fury scheinen stets ein klein wenig neben sich zu stehen, ihre Musik durch fremde Augen zu betrachten und damit die imaginäre vierte Wand zu durchbrechen. Dies mündet unter anderem in der Selbstreferenzialität von „Terraform“ oder dem opulenten Pop-Progger „Salty Sticky Hearts“, der Coldplay-Pianos neben Incubus-Flair stellt.

Mojo Fury lassen sich so gar nicht einschätzen und fahren gerade mit diesem latenten Wahnsinn goldrichtig. Ihr zweites Album steht nicht nur ihrem Debüt in nichts nach, mit seinem Hang zu Opulenz, zu Pseudo-Prunk, Zusammenbrüchen und entrücktem Kitsch macht es unheimlich viel Spaß. „The Difference Between“ unterscheidet sich von allem und macht letztlich keine Unterschiede. Nach dieser Schein-Mini-Rockoper fehlt eigentlich nur noch eine gemeinsame Tour mit Baby Lou.

Mojo Fury - The Difference Between

The Difference Between
VÖ: 22.11.2013
Graphite Records (Edel Music Distribution)

Mojo Fury @ Home | @ Facebook
„The Difference Between“ @ Amazon kaufen