Statues – Holocene
Vor knapp zwei Jahren tauchten Statues mit „Adult Lobotomy“ aus dem Nirgendwo auf und gingen durch die Decke. Der überwältigende Dampfhammer kam und kommt allerdings nicht von ungefähr, denn die Mitglieder spielen bereits seit 1991 in verschiedenen Formationen zusammen. Über die Jahre wurden die Schweden immer wütender und schraubten die Intensität in die Höhe. In dieser Konstellation wagt sich das Trio an eine Mischung aus Proto-Indie-Rock mit Garage-Schlagseite sowie Punk Rock mit gelegentlichem Post-Präfix. Für „Holocene“ wurden gleich über 40 Songs geschrieben, von denen es letztlich elf auf die Platte schafften.
Wohin die Reise geht, macht bereits der Opener „The Salt“ klar. Nach einem gesampelten Fehlstart reißen Statues sofort das Tempo in die Höhe. Johan Sellman wirkt schlecht gelaunt und spuckt seine Verse zeitweise geradezu aus. Die leichten Post-Punk-Elemente im ansonsten verkappt hymnischen Refrain kommen gut. Direkt im Anschluss arbeitet sich „Something In The Water“ weiter an den Distortion-Settings ab und packt durchaus tanzbare Riffs mit fieser Punk-Kante aus. Schließlich macht es sich „Cardiac Arrest“ in der quengeligen Düsternis der 80s und 90s so richtig gemütlich, kratzt ein wenig und besingt den anstehenden Untergang.
Artwork und Lyrics entstanden vor der Corona-Pandemie. Ein Song wie „Lockdown“ mutet daher geradezu prophetisch an. Wütende, peitschende Drumsalven stolpern in den nölenden Noise-Punk-Bolzen, beschwören pures Chaos herauf, und doch bleibt der Track hängen. Nicht minder spannend: „Black Smoke“, eine weitere verzerrte Uptempo-Salve mit aggressiver Intensität und durchaus gefälligem Unterbau. Im Quasi-Titelsong „Ending The Holocene“ schrauben Statues die Schlagzahl zwar ebenfalls nach oben, bloß finden Indie und Post endlich perfekt zusammen – ausgedehnt, etwas nervig, punkig peitschend und doch hymnisch. Der Kardinalstart von „Grab The Bags And Run“ samt einzelnen Schreien bringt hingegen Pabst aufs Parkett.
Wer „Adult Lobotomy“ mochte, wird „Holocene“ lieben. Statues halten sich mit großen Revolutionen zurück und machen letztlich das, was sie am besten können: Sie schreiben eingängige, finstere, aufpumpende und erdrückende Tracks mit einem Faible für längst vergangene Tage, die vornehmlich in aller Kürze jegliche Türen mit wachsender Begeisterung einreißen. Für die Schweden ist es bereits der zweite Dampfhammer in Folge – spätestens jetzt muss man dieses Power-Trio unbedingt auf der Rechnung haben.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 30.10.2020
Erhältlich über: Lövely Records
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