Albert af Ekenstam – Ghost In Us

Albert af Ekenstam
(c) Johan Karlsson

Sechs Jahre voller kreativer Stille und intensiver Sinnsuche – so wird die jüngste Ruhephase in der Karriere von Albert af Ekenstam genannt. Der schwedische Klangmagier und Songwriter machte sich zuletzt rar, meisterte allerlei persönliche Herausforderungen und launcht nun den Neustart. Und der bemüht sich um noch mehr Tiefgang als zuletzt, mit bewusst lose zusammengehaltenen Strukturen, dem Post Rock nahe und doch folkig. „Ghost In Us“ kämpft sich durch Verlust, durch die Suche nach neuen Ufern und bemüht sich um Kraft im vermeintlich leeren Raum.

Das magische „Echoes From The Past“ legt Schicht auf Schicht und erklärt das ganzheitliche Denken zur Kunstform. Alberts Stimme zittert sich aus den Untiefen der Seele, während das Arrangement langsam, aber beständig anschwillt. Kaskadenartige, gleichzeitig zurückgenommene Melodien schaffen Magie, bis zur gewaltigen Katharsis samt erstaunlich scharfkantigen Gitarren – ein Opus mit ganz viel Magnus, das „Killers On The Run“ hingegen komplett reduziert und entschleunigt. Es tut sich herzlich wenig – luftig, leicht und federnd schleichen die fünf Minuten durch das Nirgendwo, lassen schemenhafte Gestalten im Nebel erkennen und gehen damit ans Herz.

Derlei Unwirklichkeit findet sich auf diesem Album immer wieder, beispielsweise in „Beat As One“. Herrlich bizarre Backings, feenhaft bis verstörend, entführen die zweite Hälfte in avantgardistische Gefilde. Hingegen wirkt der Titelsong direkt kraftvoll und energisch. Der Schein trügt, denn trotz dynamischer Post-Rock-Motive, die sukzessive anwachsen, sind es die Zwischentöne, die wirklich berühren – wie im Opener „Lily“, der sich so majestätisch erhebt, oder im von virtuosen Drums angetriebenen „Tempel“. Hier legt Albert af Ekenstam erstaunliche Musikalität an den Tag und kreist durch schwer zu benennende Sphären, von dröhnender Leichtigkeit beeinflusst.

Mit welcher Konsequenz und Präzision der Protagonist die Stille zum Instrument erklärt, nur um im richtigen Moment dagegen anzukämpfen, ringt maximalen Respekt ab. „Ghost In Us“ ist eine starke Rückkehr zu bester Form, bloß etwas anders angelegt. Klar, Post Rock ist bei Albert af Ekenstam nicht wirklich als Neuerung zu sehen, darf nun jedoch aufblühen, anschwellen, konstant wachsen. Die Zäsur, die Leichtigkeit der seelischen Schwere – all das taucht in bewusst wenigen Noten auf, nur um an anderer Stelle laut zu werden, mit Folk zu experimentieren, die Avantgarde reinzulassen, bevor es wieder um das Wesentliche geht, um den Weg nach vorne nach der Katastrophe. Willkommen zurück, besser denn je.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Welfare Sounds & Records (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/albertafekenstam