Mic Donet – Plenty Of Love
Es war ein unheimlich seltsamer Moment am 3. Feburar im Rahmen des Halbfinales der ersten Staffel von „The Voice of Germany“. Coach Xavier Naidoo schwärmt von seinem Schützling Mic Donet, lobt ihn in den höchsten Tönen und sorgt mit seiner Punktevergabe doch dafür, dass sein Konkurrent Max Giesinger ins Finale aufsteigt (und dort schließlich den letzten Platz belegt). Wollte der Mannheimer den Soul-Sänger etwa vom Album-Druck befreien und ein wenig Raum zur Selbstentfaltung geben? Unter seinem Künstlernamen Mic veröffentlichte Donet bereits 2004 sein starkes Soloalbum „Stille Wasser“. Damals sang er noch auf Deutsch und floppte. „Plenty Of Love“, von Naidoo als ‚grammywürdig‘ bezeichnet, soll nun in ganz andere Sphären vordringen.
Die Songs auf „Plenty Of Love“ haben bereits ein paar Jährchen auf dem Buckel. Donet schrieb die Songs gemeinsam mit seinem Songwriting- und Produktionspartner Aristoteles „Ari“ Loukissas, klopfte jedoch vier Jahre lang vergeblich an verschlossene Labeltüren und präsentierte das Material in Eigenregie live, übernachtete in Autos und schummrigen Absteigen. Eigentlich sollte das Album bereits entsorgt werden, doch „The Voice of Germany“ brachte die Trendwende. Gut so, denn wie bereits die im Halbfinale performte Top 40-Single „Losing You“ vermuten ließ, hat man es hier mit einer spannenden, zeitlosen Platte zu tun, die Soul in Reinkultur präsentiert, ein wenig an die großen Michael Jackson-Produktionen „Off The Wall“ und „Thriller“ aus der Feder Quincy Jones‘ erinnernd. Grammywürdig mag das vielleicht (noch) nicht sein, internationale Klasse muss man „Plenty Of Love“ dennoch attestieren.
Der Titeltrack eröffnet mit seinen ausladenden Blechbläsern und dezentem Motown-Flair mächtig, geradezu pulsierend, unterstützt von Donets kräftiger Stimme, die mit Sicherheit zu den besten Deutschlands zählt. Nur eine Tür weiter kreuzt „Pray 4 Rain“ frühe Jacko-Klänge mit einem Hauch von Prince, schielt sogar ganz vorsichtig gen Funk. In „What A Night“, ausgestattet mit einem witzigen Studio-Outtake und Fehlstart, zieht es Donet sogar gen Übergang von Disco zu Dancefloor. Vor 30 Jahren wäre das vermutlich ein Welthit geworden, was nicht zuletzt an den live eingespielten Streichern (!) liegt. Auch für balladeske Klänge ist Platz, woran sich jedoch die Geister scheiden werden. „Fly“ beispielsweise ist ein klasse RnB-Song mit Usher-Flair, während „Someday“ relativ unauffällig vor sich hin plätschert.
Vor allem aber lohnt es sich, nach dem Rausschmeißer „Sunrise“ dranzubleiben. Der Hidden Track „Walk On“ spielt mit Dub- und Downbeat-Elementen, erinnert ein wenig an die ruhigen Tracks des Gorillaz-Debüts bzw. der Spacemonkeys-Mixes und bettet Mic Donets Stimme in eine ebenso unerwartete wie spannende Umgebung ein – ein echtes Highlight. Überhaupt ist „Plenty Of Love“ eine gelungene Platte, durchaus zeitlos im Auftreten zwischen 70s und 80s mit gelegentlichen Ausflügen in die Moderne. Gerade das Songwriting weiß zu begeistern, der Gesang ist auf den Punkt (keine Überraschung hier), die Liebe zum Detail in jeder Note spürbar. Donet hat der Staffelsiegerin Ivy Quainoo vor allem das Händchen für pulsierende, gleichermaßen einfühlsame Arrangements voraus und liefert damit das bislang beste Album der „Voice“-Teilnehmer ab, ja sogar eine der anspruchsvollsten und intensivsten deutschen Soul-Platten der letzten Jahre.
VÖ: 15.06.2012
Universal Music
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Oha…das von Naidoo groß angekündigte Werk ist jetzt tatsächlich erschienen? Das klingt spannend… da muss ich reinhören. Danke für die Info! Nach den hohen Erwartungen kann ich ja aber eigentlich nur enttäuscht sein..