Yungblud – Idols

Yungblud
(c) Universal Music

Nach zwei UK-Chart-Toppern in Folge wollte und will Yungblud eine andere musikalische Seite zeigen, fernab von Pop-Punk, Pop/Rock und HipHop-Einflüssen. Der bald 28jährige Dominic Richard Harrison nahm die britische Rockgeschichte der letzten gut 50 Jahre ins Visier, über vier Jahre lang in Leeds als Liebeserklärung an UK-Gitarrenmusik erarbeitet und bewusst ohne Fokus auf Singles angelegt. Mehr noch, herausgekommen ist sogar ein Doppelalbum, das in zwei Teilen erscheint. Den Auftakt macht „Idols“, das sich mit Hard Rock, Glam, Britpop und Alternative auseinandersetzt und mehr denn je ein Gesamtkunstwerk sein möchte.

Kein Song unterstreicht das mehr als die neunminütige, eröffnende Single „Hello Heaven, Hello“, eigentlich drei Tracks in einem und sich konzentriert mit echten Brit-Klassikern auseinandersetzend. Der Ruf ins Leere holt The Verve hinzu, in weiterer Folge kommt glammige Queen-Grandezza hinzu, es gibt ein paar Querverweise auf Led Zeppelin und später sogar ein mächtiges Riff, das tatsächlich an Black Sabbath erinnert. Und doch wirkt alles hieran sinnig und stimmig, eingängig und voller mächtiger Melodien, aber eben auch herrlich energisch vorgetragen. „Lovesick Lullaby“ entdeckt die Würze der Kürze für sich, spielt mit kauzigem Britpop, ja sogar etwas Proto-Punk – ein kleiner Verweis auf frühere Alben.

Und doch kratzen diese beiden Tracks bestenfalls an der Oberfläche. Das ebenfalls betont überlange „Ghosts“ liebt seine U2-Gitarre, lässt Yungbluds dreckiges Reibeisen röhren, wandelt mit Streichern an der Grenze zum Kitsch und schüttelt doch einen grandiosen hymnischen Refrain aus dem Ärmel, bevor sich der Song das eine oder andere Mal häutet – spitzer Schrei zwischen Roger Daltrey und Eric Bugenhagen inklusive. Wo sich „The Greatest Parade“ abspielt, bleibt unklar, doch können die anfänglichen Mod-Untertöne ebenso unterhalten wie die kernige Schwere im Hauptteil. Hinter „War“ verbirgt sich die obligatorische Power-Ballade, die „Zombie“ um einiges besser und angenehm schwülstiger umsetzt.

Manchmal etwas überladen, gerne betont kitschig, doch stets sympathisch, ambitioniert und voller fantastischer Ideen: „Idols“ platziert sich irgendwo zwischen kleinem Neustart und klarer Überspitzung einer britischen History of Rock. Yungblud tobt sich mit wachsender Begeisterung aus, reißt verschiedenste Genres, Strömungen und Bewegungen an, findet dafür einen nicht immer klaren, auf der Hand liegenden gemeinsamen Nenner und komprimiert das in packende, gerne ausladende Tracks. Alleine der Opener lohnt die Anschaffung, und auch wenn nicht jeder Moment direkt zündet, macht diese Platte als Gesamtkunstwerk Spaß. Der zweite Teil soll noch in diesem Jahr erscheinen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.06.2025
Erhältlich über: Locomotion Recordings / Capitol Records (Universal Music)

Website: www.yungbludofficial.com
Facebook: www.facebook.com/yungblud