Electric Guest – Mondo

Electric Guest

Während die warme Jahreszeit stockend Einzug hält, könnte die Indie-Welt seine MGMT-Nachfolger und gleichzeitig Lieferanten für den perfekten Sommer-Soundtrack bereits gefunden haben. Obwohl es Electric Guest erst seit 2010 gibt, haben die Songs des Duos bereits eine Entwicklung von mehr als fünf Jahren hinter sich. In Brian Burton aka Danger Mouse (Gnarls Barkley, Broken Bells, The Black Keys) haben Asa Taccone aus Berkley, Kalifornien und Matthew Compton aus Danville, Virgina den perfekten Produzenten für „Mondo“ gefunden, das durch und durch wie eine Mouse-Platte klingt. Electro, Soul, Funk, RnB, Pop, Rock und Psychedelia geben sich 38 Minuten lang die sprichwörtliche Klinke in die Hand.

Hat man erst einmal den seltsamen Auftakt „Holes“ überstanden – ein passabler Song mit bizarrem Sample, während gesanglich George Michael und UB40 grüßen lassen – entfaltet die Platte ihre ganze Kraft. „This Head I Hold“ erweist sich als flotter Shuffle, getragen von den relativ hohen Vocals und einer gewissen Prise Funk. „Under The Gun“ knüpft daran an, gibt sich jedoch deutlich tanzbarer. Das housige Piano macht durchaus Laune, dazu kommt der witzige Empire Of The Sun-Refrain und eine gar komplexe Songstruktur, bevor es kurzzeitig sogar in die Disko geht. Warum sich die bedingt eingängige Single „American Daydream“ – ein solider Album-Track, der mit seinem sommerlichen Gorillaz-Blues-Flair jedoch alles andere als massenkompatibel oder gar repräsentativ für „Mondo“ ist – relativ weit hinten versteckt hält, bleibt jedoch offen.

Davor parken Electric Guest „Troubleman“, ein knapp neun Minuten langes Monster zwischen frühlingshaftem, leichtfüßigen Electro-Pop, dezentem Rock-Vibe und proggig-psychedelischer Arrangierung, gleichzeitig auch Highlight des Albums. Die Kunst dieses Songs ist, dass man ihm seine Überlänge nicht anmerkt; im Gegenteil: alles fließt betont entspannt und gemächlich, wirkt kurzweilig und einfühlsam. Single-Kandidaten sind jedoch andere Tracks, beispielsweise das stellenweise an „Gold On The Ceiling“ erinnernde „The Bait“, das radiotaugliche „Awake“ oder das blubbernde „Waves“, für das man „Valerie“ und Buddy Holly-Claps mit ein wenig Nachdenklichkeit und großartigen Backings gekreuzt hat. Selbst die etwas umständlich arrangierte Quoten-Ballade „Amber“ kann sich hören lassen, gerade was die kleinen Electro-Breaks betrifft.

Seltsam mutet einzig die Zusammenstellung des Albums an. Natürlich hört man „Mondo“ an, dass hier aus zig Demos und Fragmenten die besten Songs ausgewählt wurden, doch „Holes“ als Auftakt und das kurze, relativ unauffällige „Control“ als Schlusspunkt – gerade nachdem zwei Tracks zuvor „Troubleman“ in die Psych-Hölle entführte – wirken deplatziert, hätten besser in die Mitte der Platte gepasst. Abgesehen von diesen Schönheitsfehlern, debütieren Electric Guest mit ansehnlich-poppigem Electro-Soul, der mit wachsender Begeisterung zwischen den verschiedensten Genres hin- und herspringt, nur bedingt auf Hits schielt und gleichzeitig andeutet, wohin der Weg für MGMT ohne das dennoch spannende „Congratulations“ hätte hinführen können. „Mondo“ ist eine typische Danger Mouse-Platte, die ein wenig das kreative Genie von Taccone und Compton zu überlagern scheint. Eine Platte des US-Duos ohne Mr. Burton klingt nach einer interessanten Zukunftsvision.

VÖ: 18.05.2012
Because Music (Warner Music)

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